Es gibt keine Zweifel daran, dass SLEEP TOKEN die Band der Stunde sind. Kaum eine andere begeistert die Szene so sehr wie das anonyme Kollektiv aus UK. Mit ihrem dritten Album scheint sie nun endgültig angekommen zu sein und liefert erfolgreich auf allen Ebenen ab. Diese Ebenen sind dabei sehr vielseitig: zwischen Klavierballaden, die mit Rap und Gospel-Einschlägen kontrastiert werden („Ascensionism“), sind es insbesondere die atmosphärischen Tracks mit djentigen Elementen wie „Chokehold“ und „The summoning“, die das Album eröffnen und als ausgekoppelte Vorboten bereits wahre Gamechanger für die Band waren. „Are you really okay?“ ist eine getragene und ruhige Ballade, während „The apparition“ nach Trap-Einschlägen von einem großen Momentum und drückenden Gitarrenakkorden eingeholt wird. Groß können SLEEP TOKEN also auch. Das poppige „DYWTYLM“, gewissermaßen eine Hommage an THE 1975, bricht mit dem typischen SLEEP TOKEN-Sound, der sich im Titeltrack schnell wieder findet und ähnlich stark wie „The summoning“ beginnt, bis dann aber die Trap-Elemente übernehmen, mit denen es die Band auf dem Album vielleicht etwas übertreibt. Der bombastische Anfang des Albums wird dadurch ein wenig verwässert und stellenweise hat man das Gefühl, SLEEP TOKEN würden lieber Indiepop machen, wofür sie einen Metalklang wählen, was zu Teilen funktioniert, aber nicht immer den Gusto eines Metalfans treffen wird.
© by Fuze - Ausgabe #100 Juni/Juli 2023 und Rodney Fuchs
© by Fuze - Ausgabe #100 Juni/Juli 2023 und Rodney Fuchs
© by Fuze - Ausgabe #90 Oktober/November 2021 und Isabel Ferreira de Castro