In den Nineties ist es vermutlich einigen Teenies in Deutschland so ergangen wie Ben und Rico. Zwei Skater, die sich mit ihren Eltern zoffen, Stress mit Skinheads haben und auch schon Bekanntschaft mit Provinz-Cops gemacht haben. Die beiden wollen abhauen. Ins Skaterparadies nach Barcelona. Aber Rico verschwindet spurlos und Ben wird von der Polizei geschnappt. Alles gerät aus den Fugen. So oder so ähnlich könnte auch die Jugend von Autor Michael J. Katerla abgelaufen sein, der 1979 in Saarlouis nahe der französischen Grenze geboren wird. Jahrelang trifft er sich mit seinen Kumpels am örtlichen Busbahnhof. Säuft, labert, baut Scheiße und skatet. Besucht Konzerte, Hausparties oder fährt zum Münster Monster Mastership, den Halfpipe-Contest von Skater-Legende Titus Dittmann. Bis ihn das Studium nach Berlin, Paris und Sydney verschlägt. Dort lebt er inzwischen, in Newcastle, Australien, mit Frau und Kindern. In seinem Debütroman „Skate oder verreck“ erinnert sich Katerla an seine wilde Jugend auf dem Rollbrett, an die Freundschaften von damals und an die Probleme mit den Erwachsenen. All diese Erlebnisse packt er seinen Protagonisten in den Rucksack und lässt die Tage in der saarländischen Kleinstadt wieder aufleben. Obwohl er längst das Skateboard mit dem Surfboard getauscht hat, spürt man die Wehmut nach dem Asphalt unter den Füßen. Eine Liebeserklärung, aber auch eine Art fiktives Tagebuch. Mit derben Sprüchen, Erfahrungen mit Kleinkriminalität oder Pannen beim ersten Sex. Die perfekte Lektüre für sentimentale Momente für Kinder der Siebziger und Achtziger. Als Freizeit noch nicht mit Konsolen und Bildschirmen verbracht wurde.
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #157 August/September 2021 und Wolfram Hanke