Der THRILL KILL KULT ist eine der Industrial- und EBM-Bands der Achtziger und Neunziger Jahre gewesen, die immer im Windschatten von MINISTRY segelten (gegründet wurde die Band von Frankie Nardiellos, der einst Beleuchter auf einigen MINISTRY-Tourneen war), aber die es nie über ihren Geheimtipstatus hinaus geschafft haben.
Sie waren in dieser Zeit mit FRONT 242, MINISTRY, A SPLIT SECOND, LAIBACH, den REVOLTING COCKS und KMFDM die bekanntesten Vertreter des legendären Wax Trax!-Labels aus Chicago, das sich weitestgehend speziell diesem elektronischen Sound verschrieben hatte.
Auch TKK mischten harte EBM-Sounds mit gefälligeren Disco- und Funk-Anleihen und Spoken-Word-Samples. Was aber zu dieser Zeit sehr aufregend und frisch daherkam, wirkt heute – gemessen am gegenwärtigen Stand dieses Genres – oft langsam und unbeholfen.
Während man einige großartige Songs von FRONT 242 wie „Headhunter“ und speziell „Quite unusual“ noch heute mit Begeisterung hören kann, fällt es bei den meisten Songs des TKK schon schwerer, zu dieser Euphorie zurückzukehren.
Sicher, da sind immer noch die dunklen Synthie-Sequenzen, knallende Bässe und sinistre Sprachfetzen aus B-Movies (die Mehrzahl der ständig wechselten Bandmitglieder – unter anderem auch mit einem kurzen Auftritt von Lydia Lunch – sah dann auch aus wie die Vollbesetzung eines Motorcycle-B-Movies aus den Sechziger Jahren) und okkulte (Zombie-)Spielereien, aber manches kommt dann zu überladen und mit zu viel Soundeffekten daher.
Vermutlich zünden deshalb die klaren und direkten Sounds einiger FRONT 242-Songs noch heute, weil die Band (ähnlich wie DAF) auf den „Weniger ist mehr“-Grundsatz gesetzt hat und die Songs nicht mit zu vielen technischen Spielereien überfrachtet hat.
Nichtsdestotrotz gibt diese Retrospektive einen Überblick über die Wax Trax!-Zeit des THRILL KILL KULT und den Status quo dieses Genres zur damaligen Zeit. Das Album ist eher was für Fans und Sammler.
Im Januar dieses Jahres verstarb im Übrigen Dannie Flesher, der 1978 Mitbegründer von Wax Trax! war.
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #91 August/September 2010 und Markus Kolodziej