Eine Band, die am Anfang ihrer Laufbahn steht und in Eigenregie ein paar Songs verschickt, verdient immer eine Chance, aufmerksam gehört zu werden. Denn nur weil keine Promotionmaschinerie im Hintergrund ackert, muss es sich hierbei nicht zwangsläufig um schlechte Musik handeln.
Man gebe somit einem unbeschriebenen Blatt aus Marburg namens SINEW eine Chance. Drei Songs haben sie auf ihrer Debüt-Mini-CD "Silenced" unter den Leuten verteilt. Die Selbstbeschreibung der Band, man mache "knalligen Emo-Rock mit einer Prise Alternative und einem Schuss Metal, alles jenseits gängiger Schubladen", mag bereits vor dem ersten Hören abschrecken.
Um der besagten Chancengewährleistung willen, übergehe man diesen Standardsatz und widme sich ausschließlich der Musik. Problem ist, dass nach den ersten Sekunden der "knallige Emo-Rock" aus den Boxen plätschert und sich die Befürchtungen, die man zu verdrängen suchte, bewahrheiten.
Ihre Instrumente zwar durchaus beherrschend, präsentieren SINEW tausendfach Gehörtes jenseits eigenständiger Ansätze. Ein Klischee-Riff folgt dem anderen und alles wirkt gesichtslos. Dieses Gesamtbild runden das Cover (ein Strommast unterlegt mit Zeichnungen aus Schaltplänen und Anatomiebüchern), das Bandphoto (nachdenklich dreinschauende Musiker) und die plakativen, bedeutungsschwangeren Texte ("Our future's drowning, is there a way out of this dead-end-street? I plead with the sun for lighting a path...") ab.
Chance vertan, denn hier wird kalter, entkoffeinierter Kaffee lauwarm aufgetischt. Tötet Eure Idole, dann wird sicher Einiges besser. (02/10)
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #59 April/Mai 2005 und Björn Bauermeister
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #76 Februar/März 2008 und Thomas Eberhardt