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SHUTTLE

Für die nun folgende Besprechung muss ich mich direkt mal entschuldigen, denn Edward Andersons Regiedebüt (vorher hatte er das Drehbuch zu FLAWLESS verfasst) hat wirklich vernichtende Kritiken bekommen, was man in dieser Härte kaum nachvollziehen kann.

Man könnte es fast schon für generelle Ermüdungserscheinungen hinsichtlich von Filmen halten, die in letzter Zeit das wenig charmante Prädikat „Torture Porn“ erhalten haben, wobei mein persönlicher Tiefpunkt in dieser Hinsicht eher MARTYRS war.

SHUTTLE passt auch nicht unbedingt in dieses Schema und ist eher ein normaler Thriller, der eventuell eine Spur sadistischer ausgefallen ist, um dem Zeitgeist zu entsprechen. Die Gorehounds bekommen hier dennoch nicht allzu viel zu sehen.

Mein Lieblingskritiker Roger Ebert fragte sich jedenfalls: „Why do I have to watch this movie? Why does anyone? What was the impulse behind this sad, cruel story?“ Und die geht so: Mitten in der Nacht gabelt ein Busfahrer die letzten Passagiere an einem Flughafen auf, es regnet in Strömen und das Geld für das Taxi sparen sich die beiden dort wartenden jungen Frauen auch gerne.

Komischerweise weigert sich der Busfahrer zuerst, noch zwei weitere Männer mitzunehmen, obwohl im Wagen bereits ein Passagier sitzt, lässt sich aber dann doch umstimmen. Sollte einem das zu denken geben? Mitten in der Nacht bei strömenden Regen an einem verlassenen Flughafen? Dem Zuschauer vielleicht, dem grundsätzlich natürlich klar ist, dass irgendwas faul ist im Staate Dänemark.

An dieser Stelle darf man eigentlich nichts mehr über SHUTTLE verraten – was kommt, ist zwar nicht unbedingt überraschend, aber man hätte es dennoch nicht in dieser Bösartigkeit, Hoffnungslosigkeit und Härte erwartet, oder wie Ebert schreibt: „There is no release for the audience, no ‚entertainment‘, not even much action excitement.

Just a remorseless march into the dark.“ Und genau das zeichnet Andersons Film auch irgendwie aus, er mag nicht immer logisch sein – welcher Genrefilm ist das schon? –, aber besitzt eine bittere, fast schon unspektakuläre Konsequenz, mit der er das Schicksal seiner Figuren besiegelt, und eine deutlich realistischere Note als etwa SAW oder HOSTEL.

Deswegen muss man jetzt keine Angst haben, spät am Abend an einem Flughafen einen Bus zu besteigen, aber über die 100 Minuten des Films bleibt dieses Horror-Szenario immer unangenehm nachvollziehbar.

Zumal Busfahrer Tony Curran (der in der aktuellen Clive Barker-Adaption THE MIDNIGHT MEAT TRAIN amüsanterweise den Lokführer spielt) sich auch nicht als sadistisches Monster entpuppt, sondern als prinzipientreuer Baddy mit „Working Class“-Attitüde, der einfach nur seinen Job macht – sozusagen der „Midnight Meat Bus“ süß-sauer.

Eine angenehme Überraschung, vor allem im Vergleich zu den ganzen öden Backwood-Slashern der letzten Zeit, solide inszeniert mit hübsch düsterem Look. Einer dieser Filme, die einem zu fortgeschrittener Stunde noch mal einen echten Adrenalinstoß verpassen können.