Auch wenn ROXY MUSIC heute mehr durch ihre späteren Pop-Platten bekannt sind, so waren die Anfang der Siebziger, als Brian Eno ihr Keyboarder war, recht avantgardistisch. Eno stieg schon 1973 wieder aus, wurde zu einer Koryphäe in Sachen neuer, elektronischer Musik, und förderte auch zahlreiche junge Bands.
So stieß er Ende der Siebziger in New York auf die No Wave-Szene mit CONTORTIONS, MARS, DNA und TEENAGE JESUS AND THE JERKS, produzierte das "No New York"-Album mit diesen und trug damit dazu bei, dass der Name Lydia Lunch heute ein Begriff ist.
Lydia Lunch, die seinerzeit im CBGB's arbeitete, war zusammen mit James Chance, der dann die CONTORTIONS gründete, Kopf von TEENAGE JESUS AND THE JERKS, jener von 1976 bis 1979 existierenden Band, die durch ihre höchstens zehn bis zwanzig Minuten dauernden Auftritte mit gerade mal eine halbe Minute laufenden Songs von sich reden machte.
"The driving vision behind Teenage Jesus was to castrate the tradition of melody and composition", schreibt Lydia Lunch in ihrer Linernotes im Booklet dieser 29 Song-CD, die damit mehr als doppelt so viele Songs enthält als TEENAGE JESUS AND THE JERKS jemals im Studio aufgenommen haben.
Enthalten sind hier unter anderem die Tracks des "No New York"-Albums, der "Orphans/Less Of Me"-Single, der 12"s "Pink" und "Pre" sowie diverse Live-Aufnahmen, so dass "Shut Up And Bleed" wohl so ziemlich alles enthält, was von diese spröden Band an brauchbaren Aufnahmen existiert.
Dazu kommt ein vorbildliches Booklet mit Linernotes, Fotos und Diskografie. Musik aus einer Zeit, als Punk noch viel mehr darstellen konnte, als die Variation bekannter Rock'n'Roll-Klischees.
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© by Ox-Fanzine - Ausgabe #80 Oktober/November 2008 und Joachim Hiller