Mit „Crazy Rhythms“ hatten die aus Hoboken, New Jersey stammenden THE FEELIES 1980 ihren besonderen Moment in der Musikgeschichte, als sie in den an ungewöhnlichen Platten nicht armen Zeiten von New Wave und Post-Punk einen ziemlich einmaligen VELVET UNDERGROUND/Krautrock/Trance-Sound schufen.
Avantgarde-Gitarren-Pop traf auf konventionellen Folkrock, angetrieben von den percussiven Rhythmen Anton Fiers, der später dann bei PERE UBU spielte. Erst sechs Jahre später folgte mit „The Good Earth“ das nächste Album, gefolgt 1988 von „Only Life“, auf denen THE FEELIES traditioneller und weniger wild klangen.
Das Jahr dazwischen ohne weitere THE FEELIES-Aktivitäten nutzten die Bandmitglieder Bill Million, Brenda Sauter, Dave Weckerman, Glenn Mercer und Stanley Demeski für ein weiteres Projekt namens YUNG WU, bei dem Percussionist Weckerman Gesang und Songwriting übernahm.
Das „Shore Leave“ betitelte Album wurde jetzt das erste Mal auf CD veröffentlicht und gehört zu den oft übersehenen Werken im THE FEELIES-Universum, besticht aber durch seine wundervolle, psychedelisch angehauchte Melodiösität und die THE FEELIES-typische flotte Rhythmik der Songs.
Auch wenn das Künstler wahrscheinlich nicht gerne hören, aber zu den besonderen Höhepunkten gehören dabei die drei Coverversionen: Neil Youngs „Powderfinger“, „Child of the moon“ (ursprünglich nur die B-Seite einer ROLLING STONES-Single) und der Brian Eno-Song „Big day“ von Phil Manzaneras schwachem Soloalbum „Diamond Head“, den man danach nur noch in der YUNG WU-Version hören will.
Auch gut dreißig Jahre später hat „Shore Leave“ nichts von seinem früheren Charme verloren und lässt sich einfach nicht tothören.
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #139 August/September 2018 und Thomas Kerpen