Es gibt Filme, die intelligent sind und es gibt welche, die geben vor es zu sein, sind es aber nicht. Letzteres trifft in gewisser Weise auf Antoine Fuquas SHOOTER zu, dessen Post-9/11-Paranoia und Verschwörungstheorien sich auf dem Stand von Filmen aus den 70ern wie THE PARALLAX VIEW oder THE DOMINO PRINCIPLE befinden.
Mark Wahlberg spielt darin einen Scharfschützen, der bereits schon einmal von seiner eigenen Regierung gelinkt wurde, aber nichts dazu gelernt hat und sich dazu überreden lässt, bei der Verhinderung eines Attentats auf den Präsidenten sein Fachwissen beizusteuern, obwohl er sich eigentlich Grizzly Adams-like in die Wildnis zurückgezogen hatte.
Und bevor er sich versieht, wird er zum Opfer eines groß angelegten Komplotts, wo er als Sündenbock dienen soll. Und so befindet sich Wahlberg fortan auf der Flucht, um schließlich unterstützt von einem systemkritischen FBI-Agenten mit den Bösewichtern abzurechnen.
Das offensichtliche Problem von SHOOTER ist, dass er sich dabei viel zu ernst nimmt – das beginnt schon bei der allzu verbissenen Performance von Wahlberg –, denn letztendlich ist Fuquas Film nicht mehr als der Aufguss eines hässlichen 80er Jahre Charles Bronson- oder Arnold Schwarzenegger-Law & Order-Vehikels mit unverhohlen zur Schau gestelltem Waffenfetischismus, wo nach dem biblischen „Auge um Auge, Zahn um Zahn“-Prinzip vorgegangen wird.
Man mag Wahlbergs Figur Bob Lee Swagger als „the thinking man's Rambo“ ansehen – der sich wie dieser auch selbst wieder zusammenflicken darf – aber der Anteil von Hirn und Realismus in SHOOTER fällt geringer aus, als manche Leute sich mal wieder einreden.
Worauf sich Fuqua auf jeden Fall versteht, ist die Inszenierung knackiger und brutaler Actionszenen, die seinen Film durchgängig sehenswert und unterhaltsam machen – und vor allem ist er deutlich besser als sein Oberstinker KING ARTHUR.
Ansonsten bleibt es bei Oberflächenreizen, denn was uns SHOOTER über die schmutzigen Machenschaften machtgieriger Politiker erzählen will, ist alles andere als besonders tiefschürfend oder analytisch.
Und wenn man sich die arg bedenkliche Schlusssequenz anschaut, hat sich an den Lösungen für solche Geschichten seit den Zeiten von Bronson/Schwarzenegger nicht allzu viel geändert – denn es gibt nichts, was man nicht mit ein wenig Blei wieder gerade biegen könnte.
Na ja, und Sätze wie „You don't understand how serious this is. They killed my dog.“ könnte man sich auch wirklich gut aus dem Munde von Arnie vorstellen.
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #74 Oktober/November 2007 und Thomas Kerpen