Es kostet durchaus etwas Überwindung, die liebevoll gestaltete Verpackung zu öffnen. Wurde das mit dem Bandlogo versehene blutrote Siegel auf dem pergamentfarbenen Umschlag dann aber schließlich vom Rezensenten unbeholfen entzwei gepopelt, entschädigt ihn immerhin der Inhalt alsbald für das vorangegangene Unbehagen. Denn die Kölner servieren auf ihrem Debüt so ungemein zarten, gefühlvollen inszenierten Post-Rock, dass dem geneigten Genrefreund unvermittelt das Herz aufgeht. Dieser Sound! Von den großartigen Melodien, dem punktgenauen, aber stets sehr organischen Drumming und der wohlig-nachdenklichen Gesamtatmosphäre mal ganz abgesehen. Musikalische Geschmäcker mögen verschieden sein – in puncto Produktion gibt es in diesem Falle allerdings keine zwei Meinungen. Dieses Album klingt schlicht großartig. So großartig wie vielleicht schon lange kein Album mehr. Wunderbar hallige Gitarren, warme und doch druckvolle Drums, ein brummender, flächiger Bass. Lecker. Und während sich der FC nach einem Vierteljahrhundert gerade darum bemüht, die Magie legendärer Europapokal-Nächte wieder heraufzubeschwören, sind SHIPWRECKS schon längst wie Leo Messi, der zum Freistoß antritt und das Ding einfach in den Winkel schweißt. Wo es dann heißt: „Den kann man nicht besser schießen.“ Und zwar völlig zu Recht.
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #135 Dezember/Januar 2017 und Henrik Beeke
© by Fuze - Ausgabe #67 Dezember/Januar 2017 und Anton Kostudis