Mit "Chutes Too Narrow" katapultierten sich die SHINS vor drei Jahren in den Indiepop-Olymp, hatten sie ein wundervolles Konsensalbum aufgenommen und wurden von ihrem Erfolg überrascht. Privat, so erzählte Sänger, Gitarrist und Songwriter James Mercer im Interview, ging es ihm dagegen immer mieser, wälzte er sich schlaflos im Bett, "wincing the night away".
Da hätte man vermuten können, das zusammen mit Joe Chiccarelli produzierte neue Album würde eine düsterere Angelegenheit als der sich weltweit im oberen Hunderttausender-Bereich verkaufende Vorgänger, doch weit gefehlt: der dritte Longplayer der Band aus Oregon ist allein schon durch James' charakteristische Stimme, seine markante Art des Melodien-Schmiedens wieder ein typisches SHINS-Album, das allerdings mit dem Opener "Sleeping lessons" ungewohnt beginnt, der sich erst nach ein paar Minuten zu einem treibenden, halligen Noisepop-Brecher auftürmt.
Mit "Australia" geht es dann aber ganz klassisch weiter, mit Song 4, "Phantom limbs", ist ein erster Höhepunkt und potenzieller Hit erreicht, bevor mit "Red rabbits" eine ergreifende Ballade einsetzt, die wunderbar schwülstig und doch charmant-sympathisch ist.
So geht das auch weiter, und wenn ich versuche, den Unterschied zu ergründen zu "Chutes ...", dann liegt der wohl in der größeren Vielschichtigkeit des neuen Albums, das gegenüber dem kompakten Vorgänger vielseitiger, facettenreicher ist, ohne jedoch bombastisch oder überproduziert zu wirken.
Ein endgültiges Urteil über "Wincing The Night Away" wird man aber sowieso erst in ein paar Monaten fällen können, wenn sich die Songs ins Gehirn eingebrannt haben, wenn man sie wie beim Vorgänger zu den unpassendsten Momenten plötzlich zu summen beginnt.
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© by Ox-Fanzine - Ausgabe #54 März/April/Mai 2004 und Joachim Hiller
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