Der nach „Kindheit und Jugend“ zweite Band der autobiografischen Trilogie des Mangazeichners Shigeru Mizuki deckt die Jahre 1943 bis 1958 ab. Wie alle jungen japanischen Männer dieser Zeit musste auch Mizuki Militärdienst in der kaiserlichen japanischen Armee unter dem Gesetz des bedingungslosen Gehorsams leisten, mit dem er sich nie identifizieren konnte und unter dem er entsprechend zu leiden hatte. Dem Tod mehrfach knapp entronnen, begann er in der Nachkriegszeit nach einer Phase des Sich-treiben-Lassens als Kamishibai-Zeichner zu arbeiten und erlebte damit die letzten Atemzüge eines japanischen Mediums, das seinen Ursprung in der Verbreitung buddhistischer Lehren mit Hilfe von Bildrollen durch Wandermönche hatte und bis in die 1950er als in erster Linie an Kinder gerichtetes Mini-Bildtheater mit kurzen Texten eine beliebte Unterhaltungsform war. Die Verwandtschaft zum Manga ist offensichtlich, nicht verwunderlich also, dass Mizuki seinen Durchbruch als Mangaka mit einer adaptierten Kamishibai-Figur (Kitaro) feierte. Das wird allerdings erst in „Mangaka“ thematisiert, dem dritten und letzten Band von Shigeru Mizukis Trilogie, der die Jahre 1958 bis 2001 umfasst. „Kriegsjahre“ endet mit dem Erscheinen von Mizukis Comicdebüt „Rocketman“. Wie gewohnt setzt Mizuki visuell auf eine bis zur Karikatur verzerrte Darstellung aller menschlichen Wesen, die in einem krassem Gegensatz zu den optisch beeindruckenden Zeichnungen aller unbelebten Dinge (Natur, Maschinen, Gebäude, etc.) im Stile traditioneller japanischer Holzschnitte steht. Eine abwechslungsreiche Mischung aus Zeitgeschichte und selbstironisch-humoristischen Einlagen mit hohem Unterhaltungs- und Lernwert.
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #158 Oktober/November 2021 und Anke Kalau