Das muss ein Vorurteil sein, denn wie sonst kommt es, dass man, wenn man eine Band hört, die man so richtig gut und originell findet, überrascht ist, wenn es sich um eine einheimische Band handelt. Und wenn diese Band dann auch noch aus irgendeinem Kaff kommt und nicht aus einer der Musikhochburgen, dann fällt man endgültig vom Glauben ab.
Wie komme ich drauf? Nun, DYADE sind so ein Fall, eine vierköpfige Band aus Waltrop im Ruhrgebiet, die ganz nebenbei bemerkt eine recht ungewöhnliche Veröffentlichung am Start hat. Eine Doppel-EP ist mir nämlich bisher nicht untergekommen, zumal in der Regel zwei Minialben auf eine CD passen.
Von der Kostenfrage abgesehen, macht musikalisch gesehen die Aufteilung aber durchaus Sinn. Die "Sherman"-Hälfte bietet wunderbar lärmigen, dennoch nie anstrengenden Gitarrenpop, der von einem großspurigen Keyboard und einer unaufdringlichen Stimme dominiert wird.
Auf "Brooklyn" hingegen gewinnt das Keyboard langsam aber sicher überhand, die Songs werden experimenteller, wirken elektronischer, lösen sich von herkömmlichen Songstrukturen. Auf den ersten Blick sind beide Scheiben nicht ganz einfach zu durchschauen, auf den zweiten jedoch, hinter dem dichten Soundteppich, gibt's ein aufregendes Gesamtwerk zu entdecken, das genau zwischen den von nationalen, MILES und Konsorten etwa, und internationalen Größen breitgetretenen Pfaden herumtollt und ganz eigene Wege geht.
Hut ab. (29:15/23:57) (8)
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #58 Februar/März 2005 und Christian Meiners