Die im April 2021 viel zu früh verstorbene Australierin Anita Lane, war mit THE BIRTHDAY PARTY aktiv und wirkte bei NICK CAVE & THE BAD SEEDS mit. Sie schrieb etwa den Text zum BAD SEEDS-Song „Stranger than kindness“, einem der wichtigsten Stücke für Nick Cave, der eine Art dunkler Autopsiebericht der gescheiterten Beziehung zwischen Anita Lane und Nick Cave darstellt. Anita war eine fragile Elfe und eine „Dirty Pearl“, wie ihr Debüt von 1993 hieß, das unter der Regie von Bad Seed Mick Harvey entstanden war. Anita Lane kollaborierte mit der Berliner Formation DIE HAUT und spielte mit EINSTÜRZENDE NEUBAUTEN den Song „Blume“ ein. Das britische Magazin The Quitus hat sie einst gut umschrieben: „Ihre Songs nehmen die weibliche Fragilität und Sexualität, die zuletzt Lana Del Ray popularisiert hatte, vorweg.“ Die Wiederauflage ihres zweiten und letzten Albums „Sex O’ Clock“ von 2001 ist absolut notwendig. Hier findet sich auch eine Interpretation von „Bella ciao“, einem Lied der italienischen Partisanen im Zweiten Weltkrieg über den Kampf gegen die Faschisten, der in der Romanverfilmung „Herr Lehmann“ zu hören ist und die Atmosphäre in West-Berlin kurz vor dem Mauerfall perfekt nachempfindet. Anita Lane haucht den Song mit ihrem Timbre so emotional dahin, dass es einem anders wird. Auch das im Stil von Orchester-Pop (das hatte Anita von Barry Adamson gelernt) vorgetragene Cover „Home is where the hatred is“ von Gil Scott-Heron ist eine tiefgründige emotionale Reise. Mit Mick Harvey spielte sie 1991 den Song „The world’s a girl“ ein, der fast plakativ ihr gesamtes Lebensmotto umschreibt. Anita, we’ll miss you.
© by - Ausgabe # und 1. Mai 2021
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #160 Februar/März 2022 und Markus Kolodziej