Mein Interesse an Deep-Elm-Releases hatte in letzter Zeit ziemlich nachgelassen, weil erstens der Emo-Zug für mich persönlich abgefahren war und dieser - um bei diesem Bild zu bleiben - in letzter Zeit ziemlich überfüllt schien.
Außerdem sind mir Bands lieber, deren Gefühle nicht ultraclean produziert in ihren sauberen Bahnen gerinnen. Wie schön also mit SETTLEFISH wieder ein Beispiel des zerrissenen Emo im CD-Fach zu haben, der, anstatt zu hadern und mit chirurgischer Präzision berechnete Gefühlsausbrüche einzusprengseln, mächtig brodelt, unvermittelt ausbricht und sich einen intuitiven Weg suchen lässt, ohne in wildem Screamo enden zu müssen.
Die im Ox bei deren Debüt noch angekreideten Laut/Leise-Blaupausen haben die vier Herren aus Bologna zugunsten gelegentlicher Spannungsbögen aufgegeben, die absolut nicht klischiert daher kommen und im ansonsten immer aufgebrachten Zusammenspiel der Frickelgitarren und des spielfreudigen Drummers, dazu beitragen, dass "The Plural Of The Choir" nicht verdaddelt und kopflos auf dem Hof herumrennt.
Man grüßt im Booklet auch nicht umsonst GIARDINI DI MIRÓ. Als nächste Referenzen kommen ansonsten verspielte Rocker wie CASTOR, ALOHA und auch ATDI in den Sinn, aber weil der Vergleich inzwischen immer weiter abnutzt, sage ich lieber: schöne, kraftvolle, aufregende Platte.
So soll Emo sein. (38:31) (08/10)
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #51 Juni/Juli/August 2003 und Simon Brüggemann
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #59 April/Mai 2005 und Christian Maiwald
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #62 Oktober/November 2005 und Christian Meiners