Edgar Wrights „Scott Pilgrim gegen den Rest der Welt“ war eine der besseren Comic-Verfilmungen in der letzten Zeit, möglicherweise weil dessen Regisseur einen ausgeprägten Sinn fürs Absurde besitzt, was er schon bei „Hot Fuzz“ und „Shaun of the Dead“ unter Beweis stellen konnte.
Also doch mal einen Blick in die Comic-Vorlage von Bryan Lee O’Malley riskieren, auch wenn mich die niedlichen Manga-Kulleraugen-Figuren des Kanadiers bisher immer abgeschreckt hatten. Und die sind tatsächlich etwas gewöhnungsbedürftig, vor allem, wenn nach acht Seiten die Farbe aus SCOTT PILGRIM HAT ES VOLL DRAUF verschwindet und man bei den simplen Schwarz/Weiß-Zeichnungen zuerst etwas Schwierigkeiten hat, Männlein und Weiblein auseinanderzuhalten – ein Blick auf die sekundären Geschlechtsmerkmale hilft nicht immer – beziehungsweise die Personen untereinander.
Den Film gesehen zu haben, hilft auf jeden Fall, noch bei Band 4 den Zugang zu finden, denn im Prinzip ist O’Malleys Reihe eine typische Teenager-Romcom, in dessen Mittelpunkt Scott Pilgrim steht, der noch nicht so recht seinen Platz im Leben gefunden hat.
Dreh- und Angelpunkt sind dabei seine Versuche, mit seiner Band SEX BOB-OMB etwas auf die Reihe zu bekommen, und die Irrungen und Wirrungen bezüglich seiner Beziehung zu der von ihm angebeteten, geheimnisvollen Ramona, wo Weichei Scott ständig deren bösen Ex-Freunde in die Quere kommen.
O’Malley besticht hier durch seinen schrägen Humor und die Art und Weise, wie sein Comic immer wieder mit netten Popkultur-Referenzen aufwartet und in überdrehte Fantasy-Computerspiel-Gefilde abdriftet.
Ein herrlicher Spaß und durchaus kultverdächtig, auch wenn man mit diesem Prädikat vorsichtig sein sollte.
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #96 Juni/Juli 2011 und Thomas Kerpen