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SCHREIE VON UNTEN - Songtexte von Punkbands aus der DDR 1979-1989

Jakob „Schrammel“ Geisler

An anderer Stelle schrieb ich unlängst, dass ich zu Punkbands aus der damaligen DDR bis heute keinen Bezug habe: Ich hörte in der prägenden Phase ihre Lieder nicht, entsprechend blass blieben sie für mich, und so war und ist mein Interesse an diesen bis heute eher punkhistorischer Natur. Diese unscheinbare Buch im nicht mal A5-Format allerdings hat mich gepackt: Auf ungefahr 120 der 192 Seiten werden thematisch grob gegliedert, hin und wieder mit Abbildungen der Manuskripte (mal des Verfassers, mal dessen, was die Stasi heraushörte) aufgelockert, jene Texte dokumentiert, mit der Punks im Osten ihr Erleben des real existierenden Sozialismus festhielten. Einerseits sind diese Texte bisweilen sehr DDR-spezifisch, andererseits sind manche so universell, dass ohne Nennung des Bandnamens kaum festzumachen wäre, ob das nun anno 1983 von einer Band aus dem Westen (= BRD) oder dem Osten (= DDR) geschrieben wurde. Wir Punks waren und sind uns eben ähnlicher, als man manchmal glauben will. Ergänzt wird dieses von Jakob „Schrammel“ Geisler (er selbst war für Punk damals noch zu jung) im Eigenverlag und ohne Fördermittel verlegte Buch um knappe Biografien und Diskografie der zitierten Bands. Es ist eines der für mich spannendsten und wichtigsten Bücher zum Thema „Ostpunk“, eben weil es so unmittelbar ist. Lobenswert ist die für ein im Selbstverlag erschienenes Buch nicht selbstverständliche Professionalität und Qualität der Umsetzung. Schön wäre hier natürlich eine ergänzende Compilation oder Playlist. Und warum hatte nicht schon mal jemand die Idee, die Songtexte westdeutscher Punkands in so einer Buchform zu veröffentlichen?