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ZWEILASTER

Scheiblettenkäse und Sehnsucht

Lasst uns mal über Punk und Perfektion reden. Letzteres ist ja eigentlich das, was Punk nicht bieten wollte. Zumindest am Anfang, das ganze Ding hat ja über die Jahrzehnte doch eine gewisse Perfektion entwickelt. Was mich zu dem Berliner Duo ZWEILASTER bringt. Wenn Punk 2023 noch irgendwas mit dem erfrischendem Dilettantismus der Anfangstage zu tun hat, dann sind diese zwei Menschen die sich immer wieder selbst erneuernde Bestätigung der These, dass jede:r Musik machen kann. Mehr als zwei Akkorde gibt es selten, die Beats sind simpel, der Gesang monoton, die Lyrics repetitiv. Textlich bewegt man sich charmant auf dem Gebiet von Alltagsbeobachtungen und -tätigkeiten („Norma“, „Rote Haare“). Die Aufnahme ist natürlich auch eher LoFi, aber wisst ihr was? Dieses „Scheiblettenkäse“-Album hat so viel Früh-Punk-an-der-Grenze-zu-NDW-Charme wie sonst kaum etwas auf der bunt belegten Pizza called Punk im Jahr 2023. Und an wen erinnert das, meine Damen und Herren, die ihr als Erstes auf die groß geschriebenen Bandnamen in der Rezensionen guckt? Erst mal an eine deutsche Version der TV PERSONALITIES, dann an BÄRCHEN UND DIE MILCHBUBIS und ein bisschen an HANS-A-PLAST. Und irgendwie an alle Bands, die vor Ewigkeiten mal auf dem sagenumwobenen „8-EP-Sampler“ vertreten waren. Wunderschön.