Auch in Luxemburg weiß man, wie man Metal spielt. Die dort ansässigen SCARRED machen auf ihrem neuesten Output (fast) alles richtig. Technisch versierter, moderner Death Metal steht in großen Lettern darüber, trotzdem sind es die vielen Details im Kleingedruckten, die dieses Album so besonders machen. Zahlreiche atmosphärische Passagen und elektronische Elemente bereichern den kalten, düsteren und mitunter sehr industriell anmutenden Sound. Neben den messerscharfen Growls findet sich zudem auch Klargesang, der aber nie zum Selbstzweck, sondern immer songdienlich eingesetzt wird, was dem Album eine ganz eigene Note gibt und es abwechslungsreicher macht. MESHUGGAH oder auch JINJER müssen als artverwandte Bands genannt werden, auch wenn SCARRED mitunter nicht ganz an deren inszenatorische Kraft heranreichen. Zuweilen verlieren sie sich ein bisschen in der Vielfalt der (Polyrhythmik-)Möglichkeiten, ein etwas kompakteres Songwriting hätte dem einen oder anderen Song gutgetan. Hervorzuheben ist die fantastische Produktion, die den brachialen Songs den entsprechenden Druck verleiht, zugleich aber auch die nötige Luft zum Atmen lässt. Wer mit dem Stichwort Djent keine Berührungsängste hat und auch mal eine Band abseits der großen Namen entdecken möchte, kann hier bedenkenlos zugreifen.
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #93 Dezember 2010/Januar 2011 und Lauri Wessel
© by Fuze - Ausgabe #87 April/Mai 2021 und Philipp Sigl