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SALVADOR

Nachdem Oliver Stones Film „Salvador“, der im selben Jahr entstand wie sein oscarprämiertes Vietnamdrama „Platoon“, lange Jahre in Deutschland nur auf VHS erhältlich war, erschien er 2010 das erste Mal auf DVD und Blu-ray, mit einem Audiokommentar von Stone, einer spannenden einstündigen Doku über die Entstehung des Films und 30 Minuten deleted Scenes. Die Veröffentlichung von Koch ist inzwischen vergriffen, aber bei Pidax wurde jetzt dankenswerterweise eine qualitativ identische DVD- und Blu-ray-Edition veröffentlicht. Aktuell erschien Stones Doku „JFK Revisited: Through the Looking Glass“, die aber anscheinend nur die üblichen Verschwörungstheorien im Fall Kennedy befeuert. Stones eigentliche Stärke war aber immer, provokant Zeitgeschichte mit Unterhaltungskino zu einer Art Messagetainment zu verschmelzen, das reichlich Spielraum für Interpretationen ließ. In „Salvador“ verarbeitete er den von 1980 bis 1991 andauernden, vor allem unter der Zivilbevölkerung zahllose Tote fordernden Bürgerkrieg in El Salvador, bei dem die US-Regierung eine unrühmliche Rolle spielte, da sie aus Angst vor dem sich ausbreitenden Kommunismus die dortige Militärdiktatur unterstützte (siehe auch Costa-Gavras’ „Der unsichtbare Aufstand“). Für viele Kritiker handelte es sich trotz Stones Engagement für Menschenrechte und der vermeintlich authentischen Rekonstruktion der wichtigsten Ereignisse lediglich um ein bluttriefendes, plakatives und polemisches Spektakel, dessen Antihelden – James Woods und James Belushi als abgehalfterte journalistische Draufgänger – zwei unglaublich schmierige Typen sind, wodurch „Salvador“ gerade zu Beginn wie eine Art „Fear and Loathing in El Salvador“ wirkt.