Früher war es eine schöne Sache, von manchen Labelmachern (und nicht von irgendwelchen Promofirmen) Platten geschickt zu bekommen, denen ein paar handschriftliche Worte oder sogar ein Brief beilagen. Ich habe die alle noch, sie stecken in den jeweiligen Singles, LPs und CDs, und manchmal stoße ich zufällig darauf.
Ich mag das, so wie ich Bücher mit Anmerkungen und Widmungen mag – und jetzt versuch das mal mit deinen eBooks, mit deinen Musikstreams und Downloads ... In diesem Brief, geschrieben von Herrn K.
aus Mönchengladbach, steht, dass JUICE OF LOVE ein Mann/Frau-Duo aus Düsseldorf sind, auf die Herr K. rein zufällig aufmerksam wurde und sie so faszinierend fand, dass er nun auf seinem kleinen Label, das sich durch handgemachte Produktionen auszeichnet, 200 LPs und ein paar CDs mit jeweils einzeln handgemachtem Foto-Coverartwork veröffentlicht.
Je öfter man die zehn Lieder hört, desto faszinierender wird die Platte. Nebenher wahrgenommen könnte man sie für typische Singer/Songwriter-Musik mit Akustikgitarre halten, doch bei genauer Betrachtung erweist sich die Stimme von Mila, die von Alex nur mit der Gitarre (sowie hier und da etwas sanfte Elektronik, ein Glockenspiel, eine Geige, nur selten wird es laut) begleitet wird, als sehr unter die Haut gehend.
Kein kitschig-laszives Gehauche, keine dramatische Überintonation, sondern einfach nur vorsichtig und mit Bedacht artikulierte englische Texte. Handgemachte, reduzierte Musik abseits des Punkrock-Lagerfeuer-Mainstreams, intim und direkt, schnörkellos und uneitel.
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #107 April/Mai 2013 und Joachim Hiller