Jil, ein 24-jähriger Franzose, der seine musikalischen Mitstreiter sowohl in Tschechien als auch in Algerien aufgegabelt hat und nun zusammen die fünfköpfige Band JIL anführt, liebt es, mit Symbolen zu spielen und seine Zuhörer mit einer Mischung aus romantischen Balladen, tanzbaren Pop-Songs und Rhythmen zu bezaubern.
Symbole, weil JIL auf dem Cover ihrer gleichnamigen ersten Veröffentlichung sinnbildlich als Weltreligionen in Roboteranzügen dargestellt werden, die Anhänger der Religionen als Roboter von gestern, vereint nur durch ihren irrealen Diskurs und surreale Dogmen.
Hinzu kommt eine Musik, die durch eine unaufdringliche und zurückhaltende Stimmung fasziniert und dennoch die Hörer ganz und gar verschlingt. Manchmal melancholisch, dann wieder zuversichtlich und ohne einen Gedanken an gestern zu verschwenden.
Pop und Klezmer, Balladen und Folk-Songs, Drogenerfahrungen und Kochrezepte – Jil darf sich viel erlauben in seinen Texten, doch ich verzeihe ihm. Auch weil der Anblick der als „Weltreligionen“ verkleideten Mitstreiter, die im Video zu „Wanderer“ auf Shetlandponys durch eine Winterlandschaft galoppieren, göttlich ist.
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #89 April/Mai 2010 und Katrin Schneider