Foto

LUSTFINGER

s/t

Ach, da werden ja die Schubladen wieder quietschen im Hause des Punkrock, mit der bohrenden Frage, ob das denn hier noch Punk ist. Unter strengen Gesichtspunkten vermutlich nicht, aber wenn ich alle Szenebands, die dem Punk deutlich entschlüpft sind, hier nennen würde, würde ich nicht mehr fertig werden. Also, was soll’s, eine Band wie die Münchener LUSTFINGER, die bereits 1984 die Bühne mit TORPEDO MOSKAU, MANIACS und RAZZIA teilte, benötigt keinen „Szeneausweis“ mehr und ist in Sachen Integrität über jeden Zweifel erhaben. Das zwölfte Album in über vierzig Jahren Bandhistorie hat schlagerähnliche Anleihen, die mit kräftigen Drums und tollen Texten ihre Wirkung entfalten. Sie covern meinen RAMONES-Lieblingssong „My brain is hanging upside down“ und das in besagter Art und Weise. Auch gut, denn THE RAMONES coverten ja auch die Sixties-Schnulze „Needles and pins“. In „Jeder Tag“ unterrichten uns die alten bajuwarischen Haudegen dann treffsicher: „Jeder Tag ist einzigartig, kein Moment kommt je zurück, und das Einzige, was zählt, ist der pure Augenblick“. Sozialkritische Songs korrespondieren mit tanzbaren Partynummern, also haben sie wieder alles richtig gemacht. Die LUSTFINGER mit ihrem unversiegbarem „Löwenmut“, um ihren Stadionhit für den TSV 1860 München noch einmal zu erwähnen, sind noch immer voll da.