Ich weiß, dass diese Platte 2020 eingespielt wurde, ohne dieses Wissen wäre 1979 bis 1981 möglich und wahrscheinlich. Musik, die vor „Aus grauer Städte Mauern“ keinen Namen und später keinen Beigeschmack gehabt hätte. Wäre das damals erschienen, ich hätte es abgefeiert, und heute wäre es ein Klassiker. Sieben Tracks kurze LP, die zwischen den Polen DAF-Sequencer („Vakuum“, „Die Zahlen“) und MALARIA!, nebst Ablegern wie Gudrun Gut, TI-THO, und Kühle pendelt. Den Unterschied zu einem reinen Retro-Ding machen die Kleinigkeiten aus, wie die kaputte Gitarre bei „Vakuum“, die man sich damals einfach gespart hat, weil man eben keinen Gitarristen gefunden hat, der diese Art von Musik spielen wollte. Ein paar spacige Sounds werden wie bei „Die Zahlen“ eingestreut, so dass es „mehr“ als nur das reine Abfeiern der Achtziger-Retro-Schiene ist. Eiskalte Musik, die zeitlos klingt, weil sie es damals schon war, was vielen einfach nur nicht bewusst gewesen ist. Cooles Teil, auch weil die Sängerin nicht nur einmal so klingt wie Annette Humpe, hätte sie sich damals bei MALARIA! verdingt. Verdammt cooles Teil.
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #153 Dezember/Januar 2020 und Kalle Stille
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #168 Juni/Juli 2023 und Kalle Stille