Der englische Originaltitel dieses Buchs lautet „The Art Of Punk“ und klingt etwas unverfänglicher als „Design und Punk“ – „Die Kunst des Punk“ häte auch auf Deutsch funktioniert. Dabei stehen beide Begriffe vermeintlich im Gegensatz zum simpel Hingerotzten des Punk, wobei sich dieses Klischee ja bei genauerer Betrachtung nicht aufrechterhalten lässt.
Design bedeutet auch, mit simplen Mitteln eine maximale, dem Zweck dienliche Wirkung zu erreichen. Genau das war der Sinn von mit Schere, Klebstoff und Copyshop gebastelten Flyern und Plattencovern, andererseits war schon Jamie Reid, der den SEX PISTOLS das „Never Mind The Bollocks“-Cover gestaltete, ein situationistischer Künstler – was so simpel und nach Hinterhofkids aussah, war durchdacht, geplant – und damit Kunst, ja Design.
Der britische Musikjournalist Alex Ogg und der Grafikdesigner Russ Bestley, beide tief in der Punkszene verwurzelt, versuchen mit ihrem Buch, das bis zum Protopunk (MC5, STOOGES) der späten Sechziger zurückgeht und bis in die jüngste Gegenwart reicht, mit Abbildungen hunderter Flyer und Plattencover einen chronolischen Überblick über die Bildsprache des europäischen und nordamerikanischen Punks zu geben, mit Schwerpunkt auf UK und USA, aber auch „Randgebiete“ werden berücksichtigt.
Begleitet werden die Abbildungen durch sehr ausführliche, fanzinemäßig in die Tiefe gehende Begleittexte zu jeder einzelnen Abbildungen sowie Hinterggrundtexte zu den verschiedensten Aspekten, etwa der Cover-Art der DEAD KENNEDYS oder Punk(style) als Marketingtool – Bestley und Ogg haben somit jenseits ihres Themenschwerpunkts mit diesem Buch auch sowas wie eine illustrierte Kulturgeschichte des Punk vorgelegt.
Ein lohnenswertes Buch – schade, dass die deutsche Übersetzung stellenweise schwächelt.
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #105 Dezember 2012/Januar 2013 und