Da weiß man ja schon gar nicht mehr, was man noch schreiben soll. Monat für Monat trudeln die Juwelen aus dem Hause Deathwish ein. LIFE LONG TRAGEDY halten das Qualitätslevel des Labels weiterhin verdammt hoch.
Um die Vorzüge dieser Band zu erkennen, sollte man ihr allerdings etwas Zeit gönnen, sonst könnte man sie vorschnell als Lückenfüller für die von Deathwish abgewanderten und kürzlich ganz verblichenen MODERN LIFE IS WAR abtun.
Ähnlichkeiten gibt es definitiv, aber LLT sind weitaus mehr als ein Plagiat. Vor allem in den recht häufig vorkommenden langsamen Passagen klingt die kalifornische Band so angepisst wie BLACK FLAG zu ihren besten Zeiten.
Viele Hardcore-Bands versagen, sobald sie das Tempo drosseln, LLT laufen hier erst zur Höchstform auf. Schon mit dem ersten Song "Call it a day" spielen sich LLT in Ekstase, packen Schicht auf Schicht und drohen vor Wut fast zu zerplatzen, ehe sie im folgenden "Collecting dust" das Ventil finden und sich jeglichen Ballasts entledigen.
Die depressive Grundstimmung des Albums steigert sich immer wieder ins fast Unerträgliche, bevor dann doch wieder aufs Gaspedal getreten wird oder eine simple, aber dennoch feine Melodie ein bisschen Licht ins Dunkel bringt, wo aus Verzagen Angriffslust wird.
Bemerkenswert ist auch die "weiche" Produktion, die den Songs eine wohlige Wärme verleiht, wie man sie vielleicht eher von einer altgedienten Punkband wie LEATHERFACE erwartet als von einem jungen Hardcore-Act.
LLT weichen in jeglicher Hinsicht vom aktuell so üblichen metallischen Haudrauf-Core ihrer Altersgenossen ab, und gerade das macht sie so wertvoll. Wenn die dran bleiben, werden sie mal ganz Große.
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© by Ox-Fanzine - Ausgabe #77 April/Mai 2008 und Ingo Rothkehl