Foto

V0NT

Rovnost

Obacht bei der Suche nach dem Bandnamen: 0 im Namen ist kein O, sondern eine Null: 0. 2015 kam das erste Demo der Formation aus Prag, diverse Split- und Kleinreleases folgten, und „Rovnost“ ist nun das erste richtige Album des düsteren Industrial-meets-EBM-Hardcore-Trios. MINISTRY und FOETUS höre ich hier immer wieder heraus, GODFLESH, YOUNG GODS, LAIBACH, KILLING JOKE – nur eben mit tschechischen Texten, deren englische Übersetzung sich aber auf dem Innersleeve findet. Grundsätzlich neu ist der musikalische Ansatz hier nicht, aber nach dem großen Boom des Genres in den Neunzigern und seiner kommerziellen Verstümmelung ist diese Neuinterpretation durchweg gelungen. Die Breakbeats blubbern asynchron, die Gitarren wurden durch „samplers, synths and beaten effect pedals“ ersetzt, der Gesang hallt kehlig durch leere Gemäuer, aber nie wird auf flashy Effekthascherei gesetzt, sondern versucht maximale Intensität (nicht Härte) zu erreichen. Die gerne maskiert auftretenden Bandmitglieder kommen aus der DIY-Hardcore-Szene. Zentrale Themen des Albums sind, so die Band, „Schuld, Angst, Überwachung, Glaube, Gehorsam, Überleben und Lebensentscheidungen, die unter extremen Bedingungen getroffen werden“. Der Titel „Rovnost“ erklärt sich vor dem geschichtlichen Hintergrund ihres Landes, das bis zum demokratischen Wandel 1989/90 und zur Aufsplittung in Tschechien und Slowakei zu kommunistischen Zeiten noch Tschechoslowakei hieß. Rovnost war die Bezeichnung für die Arbeitslager in der totalitären Diktatur, in die man unerwünschte Personen steckte, um sie zu brechen. Passend dazu das Coverartwork. Schwerer, harter Stoff, inhaltlich wie musikalisch, der sich erfreulich vom – polemisch ausgedrückt – Einheitsbrei des irgendwann gar nicht mehr so hart und krass wirkenden Blackened Hardcore absetzt.