Die Uschi Obermeier PR-Maschine im Zuge von Biopic und Buch ist mittlerweile an uns vorbeigerollt, da kann man sich mit ROTE SONNE mal einer der wenigen Filmrollen dieser anbetungswürdigen Hippie-Kommunen-Göttin widmen.
Ehrlich gesagt ist dieser Film, als auch sein Regisseur Rudolf Thome, bisher völlig meiner Aufmerksamkeit entgangen, obwohl er bereits mal bei 451 Video auf VHS erschienen war und später dann bei Galileo Medien auf DVD veröffentlicht wurde, wo die FSK ihre alte Freigabe „ab 18“ dann auf „ab 12“ herabstufte.
1969 in München gedreht, ist ROTE SONNE sicherlich kein cineastisches Meisterwerk und eher einer dieser Filme, die heute unfreiwillig komisch wirken, alleine schon durch die reichlich dilettantische Umsetzung, und wo man sich fragt, ob die Macher das damals wirklich ernst gemeint haben.
Darin spielt die Obermeier (wegen deren Präsenz der Film schon alleine lohnt) die Bewohnerin einer WG, wo sie zusammen mit drei anderen Mädels lebt (darunter Diana Körner, die zu dieser Zeit ebenfalls recht sexy war), die die dumme Angewohnheit haben, ihre Liebhaber nach spätestens fünf Tagen abzuservieren, und zwar für immer (Thomas: „Was geht hier eigentlich vor?“ - Isolde: „Wir bringen Männer um.“).
Nebenher basteln diese mörderischen Terrormiezen auch noch Bomben und finden das alles ganz normal. Und erst das Auftauchen von Marquard Bohm (aus Roland Klicks DEADLOCK), eine alte Jugendliebe von Peggy/Obermeier, bringt die Pläne des Femme Fatal-Quartetts durcheinander, was dann auf einen finalen Shootout am idyllischen Starnberger See hinausläuft.
Thome hatte hier wohl eine symbolhafte, provokante Aufarbeitung des End-60er-Jahre Lebensgefühls mit freier Liebe und Auflösung der damaligen bürgerlichen Gesellschaft im Sinn, auch in Hinblick auf die französische Nouvelle Vague, herausgekommen ist allerdings ein etwas verkorkstes, groteskes Emanzipations-Statement im Thriller-Gewand mit herrlich beknackten Dialogen (Sylvie: „Der Bauer guckt schon.“ - Peggy: „Bauern gucken immer kritisch.“), die seinen Film zu einem großen Spaß machen, wenn man ihn denn nicht allzu ernst nimmt.
In Sachen Ton und Bild ist die DVD zwar nicht der Hammer, aber gut anguckbar, und besitzt durch den Audiokommentar von Rudolf Thome und Kommune 1-Guru und Obermeier-Lover Rainer Langhans auch noch ein hochinteressantes Feature, das man sich per Multi-Angle auch als Bild parallel zum Film zuschalten kann.
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #71 April/Mai 2007 und Thomas Kerpen