Jerome Reuter aka ROME veröffentlicht mit „Hegemonikon“ sein 17. Album seit 2005 und bewegt sich nicht mehr ganz so fokussiert wie bisher zwischen Chanson Noir, Post-Industrial, Neofolk und Singer/Songwriter, sondern nimmt mehr Synthies in die Songs mit auf. Oft sind es historische Themen in den Texten, die in einer Art Konzeptalbum von ihm verhandelt werden, wie vor einigen Jahren, als er den Widerstand im spanischen Bürgerkrieg und das daraus resultierende Schicksal der Freiheitskämpfer im Exil aufgegriffen hat. 2011 folgte die an die antifaschistische Roman-Trilogie „Die Ästhetik des Widerstands“ von Peter Weiss angelehnte CD-Trilogie „Die Ästhetik der Herrschaftsfreiheit“. Songs wie auf den Ausnahmealbum „Nos Chants Perdus“ (2010) oder „Flowers From Exile“ (2009) wird man hier nicht finden. Einigen Songs wie „Walking the Atlal“ fehlt mitunter der gewohnt dunkle und neoklassisch instrumentierte Duktus „typischer Songs“ von ROME. Bei „Hearts mend“ scheint der Geist von DEPECHE MODE eine kleine Rolle zu spielen. Bei einem Highlight wie „Solar Caesar“ offenbart sich aber erneut die stimmliche Qualität von Jerome Reuter und die Klangfarbe Moll wird tief ausgelotet. Über seine musikalische Entwicklung mag man vielleicht „streiten“, aber seine Stimme greift tief und berührt. Jerome Reuter hat ein souveränes textliches Gespür für geistespolitische Utopien im Gewand der Lyrik der Dunkelheit der Welt. Das konnte er stets und kann es noch immer.
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #93 Dezember 2010/Januar 2011 und Markus Kolodziej
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #93 Dezember 2010/Januar 2011 und Markus Kolodziej
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #167 April/Mai 2023 und Markus Kolodziej