Der eine oder andere wird sich noch erinnern, Robin Guthrie hatte mit seinen sphärischen Gitarrensounds maßgeblich den Sound der bis Ende der Neunziger aktiven COCTEAU TWINS geprägt, die damals so was wie das Aushängeschild des 4AD-Labels waren.
Danach kamen die eher als Fußnote zu bezeichnenden VIOLET INDIANA und seit Mitte der Neunziger nimmt Guthrie auch unter seinem eigenen Namen Platten auf. Darunter einige Kollaborationen, etwa mit dem früheren ULTRAVOX-Sänger John Foxx oder Harold Budd, mit dem er den wundervollen Soundtrack zu Gregg Arakis Film „Mysterious Skin“ aufnahm.
Als Produzent ist Guthrie ebenfalls schon länger aktiv, dabei dürfte seine Zusammenarbeit mit THE GUN CLUB 1987 wohl am meisten für Verwirrung gesorgt haben, denn nichts könnte gegensätzlicher sein als die Musik der COCTEAU TWINS und die von Jeffrey Lee Pierce.
Auch auf „Emeralds“, seinem aktuellen Album, gibt es die für Guthrie so charakteristischen sphärischen Gitarrensounds, die sich irgendwo zwischen diffuser Ambient-Musik und den emotionalen Spannungsbögen eines Soundtracks bewegen, sicherlich mehr Badalamenti als COCTEAU TWINS.
Interessant dabei ist, wie sehr Guthries Soundarchitektur dabei an aktuelle Drone-Metal- oder Post-Rock-Bands erinnert – als ob der Mann quasi dafür Pate gestanden hätte –, wobei Fans des Genres dessen leise wie filigrane Kompositionen möglicherweise als zu unspektakulär empfinden könnten, was nichts an ihrer grundsätzlichen ätherischen Schönheit ändert.
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #97 August/September 2011 und Thomas Kerpen