UNSYMPATH

Robin Felder

Jajaja, Asche über mein Haupt! Seit Jahresanfang liegt mir dieser wohlgeratene Debütroman bereits schon zum Besprechen vor und dennoch hat es also bis jetzt gedauert, dass ich lesefaule, hedonistische Suffratte mich durch die Alltagsschilderungen des stark neurotischen und misanthropen Musikproduzenten Peter Weidner gelesen habe.

Tja, wäre ich doch selbst nur von einem derart fast schon als autistisch zu bezeichnenden Perfektionswahn wie der ich-erzählende Protagonist getrieben ... Nun, wie dem auch sei, nachdem ich mich letztenendlich also doch mal dazu bequemt hatte meine Aufmerksamkeit Felders Erstlingswerk zu widmen, wurde ich dann allerdings auch unmittelbar von einer meist recht zynischen, oftmals aber auch von einer feinen Beobachtungsgabe und mit schwarzgalligem Humor gespickten „Vollgas-in-die-Fresse“-Prosa regelrecht gepackt und an die Wand geknallt! „Unsympath“ erzählt nämlich die Geschichte eines zwar aalglatten, aber ebenso beruflich wie auch bei den Frauen schwer erfolgreichen Yuppieschnösels, dem man bei oberflächlicher Betrachtung wohl eigentlich unterstellen würde, dass ihm an jedem gottverdammten Tag die Sonne aus dem solariumsgebräunten Anus strahlen müsste – doch weit gefehlt: In der Tat handelt es sich bei Weidner nämlich um eine innerlich zutiefst vereinsamte, jämmerliche Gestalt, der auch ihre angehäuften Statussymbole keinerlei Trost zu spenden vermögen (quasi so eine Art deutsche „Patrick Bateman“-Variante) und die scheinbar nur noch dazu im Stande ist, sich über ihren – meist im „stream of consciousness“ geschilderten – abgrundtiefen Menschenekel zu definieren.

Dabei gelingen dem Autor jedoch wie gesagt einige derart scharfzüngige Schilderungen in Bezug auf ebenfalls alles andere als sympathischen Dummbratzen, mit denen sich der Antiheld seines Romanes stets herumzuschlagen hat, dass man als Leser oftmals auch gar nicht umhin kann, fast so etwas wie Sympathie für dieses emotionale Wrack zu empfinden.

Teilweise fast schon beängstigend, und man ist einerseits geradezu unweigerlich dazu angehalten, sich zu fragen wieviel „Peter Weidner“ wohl in einem selbst steckt, andererseits aber auch, inwiefern dieses Buch auch autobiographische Züge trägt: Immerhin ist Felder in seinem eigentlichen Broterwerb ebenfalls erfolgreicher Musikproduzent, der sowohl schon mit ernstzunehmenden Künstlern wie Moby und DEPECHE MODE, als auch mit überaus gräßlichen Volksmusik-Mutanten wie den KASTELRUTHER SPATZEN und Achim Mentzel zusammenarbeitete.

Letzteres dürfte dann bestimmt auch keinen schlechten Nährboden für manch böse Formulierung bereitet haben, harhar! Doch, dieses Buch ist ein recht sinisteres Vergnügen, welches aber auch durchaus über eine gewisse katharsische Wirkung verfügt, wenn man mal wieder einmal einen seiner „99% is shit“-Tage hat.

Durchaus empfehlenswert!