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DIE MUSIK DER ZUKUNFT

Robert Barry

Utopien sind derzeit nicht gerade angesagt. So wundert es kaum, dass auch die Musik nur wenige Schritte wagt, die in Richtung Zukunft weisen. Stattdessen ist Musik aus allen Jahrzehnten und Regionen der Welt jederzeit verfügbar wie Wasser aus der Leitung und man gibt sich Retrowellen hin, eine beständige Wiederkehr des ewig Gleichen.

Der Musikjournalist Robert Barry beklagt diesen Verlust des Utopischen, erliegt aber auch keinem Kulturpessimismus. Da auch er die Zukunft nicht vorhersagen kann, unternimmt er eine Tour durch drei Jahrhunderte Musik- sowie Kulturgeschichte, um zu schauen, wie bisher über die Musik der Zukunft debattiert wurde und ihre Umsetzungsversuche sich gestalteten.

Wagner, die Futuristen, Stockhausen, Sun Ra, John Cage, das Kölner WDR-Studio für elektronische Musik in den Fünfzigern und am Rande auch den Punk streifend, dazu Interviews mit zeitgenössische Künstler und Publizisten – so entfaltet Barry ein vielschichtiges Panorama, das zeigt, wie über Musik gedacht wurde und sie somit veränderte.

Er verbindet dies mit den jeweiligen technischen Neuerungen, nicht nur in Form neuer Musikinstrumente, wie dem aus klassischen SciFi-Filmen allseits bekannten Theremin, sondern beispielsweise auch mit dem Aufkommen der Eisenbahn.

Abschließend zeichnet er nach, wie Technik die Musik auch limitieren kann, vom MIDI-Standard bis zu den Algorithmen von Spotify, alles immer eingebettet in die omnipräsenten sozialen Medien, die Barry als „ewige Gegenwart“ bezeichnet.

Ein anregendes Buch, in dem Barry mich gekonnt auch in Bereiche mitgenommen und begeistert hat, wie zum Beispiel die Oper oder Festivals für experimentelle Musik, die mich sonst kaum interessieren.