Wohl kaum eine andere Heavy-Metal-Band verkörperte ein maskulineres Image auf der Bühne als JUDAS PRIEST. Gehüllt in schwarzes Leder, verziert mit Nieten. Mit Songs wie „Breaking the law“ oder „Living after midnight“, zu denen vor allem männliche Fans die Fäuste ballten und mitgrölten. Sänger Rob Halford fuhr meistens zum Song „Hell bent for leather“ mit einer Harley auf die Bühne. Deshalb war die Überraschung groß, als sich Halford 1998 bei einem MTV-Interview beiläufig als homosexuell outete. In seiner Autobiografie „Ich bekenne“ erzählt er seine Geschichte. Brutal offen und detailreich. Angefangen mit seiner Kindheit in einfachen Verhältnissen in Birmingham und den ersten Schwärmereien für Mitschüler in der Grundschule. Er berichtet von ersten sexuellen Erfahrungen als pubertierender Jugendlicher, sexuellem Missbrauch und der ständigen Angst vor Entdeckung. Thema ist natürlich auch der Aufstieg zur Ikone der New Wave of British Heavy Metal und wie er alkohol- und drogensüchtig und depressiv wurde. Eine Anekdote beschreibt, wie er in Venice Beach verhaftet wurde, als er in den dortigen Toiletten auf der Suche nach anonymem Sex war. Die Polizisten behielten es aber für sich, weil sie große Fans von JUDAS PRIEST waren, so Halford. Seit seinem Coming out gilt Rob Halford als einer der populärsten Fürsprecher der LGBTQ-Community. Seine Rückkehr zu JUDAS PRIEST 2003 wurde von den Fans gefeiert. Auf jeden Fall wird seine Autobiografie dazu beitragen, mehr Toleranz bei Heterosexuellen einzufordern und Schwulen Mut zu machen. Damit sie offen mit ihrer Sexualität umgehen können, ohne dafür angefeindet zu werden. Für ein besseres Leben.
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #156 Juni/Juli 2021 und Wolfram Hanke