Noch im selben Jahr wie EINE PISTOLE FÜR RINGO drehte Duccio Tessari IL RITORNO DI RINGO, ebenfalls mit Giuliano Gemma als Hauptdarsteller, aber keine Fortsetzung im klassischen Sinne. Stellte EINE PISTOLE FÜR RINGO das Bild des typischen Revolverhelden in gewisser Weise selbstironisch auf den Kopf, hat man es bei RINGO KOMMT ZURÜCK mit einem waschechten Rachewestern zu tun, den Tessari zumindest im Bemühen um Originalität inszeniert hat.
Und Maestro Morricone komponierte erneut den Score, zwischen recht konventioneller Western-Beschallung und innovativeren Momenten. Zum Beispiel der dramatische Moment, als Montgomery Brown das erste Mal auf seine kleine Tochter trifft, wo man das Gefühl hat, Morricone sei plötzlich besoffen in den Orchestergraben gefallen, was aber durchaus effektiv die Szene unterstützt.
Besagter Montgomery Brown kehrt nach dem Bürgerkrieg in seine Heimatstadt zurück, in der sich einiges verändert hat. Mexikanische Banditen haben dort mittlerweile das Sagen, ermordeten Browns Vater, annektierten seinen Besitz und degradierten den Sheriff zum willenlosen Säufer – und der Boss der Bande hat auch noch vor, Browns Frau zu ehelichen.
Aus dem sorglosen Abenteurer ist hier eine eher tragische Figur geworden, die allerdings noch heroisch genug ist, um mit falscher Identität in die Stadt zurückzukehren und den Banditen das Handwerk zu legen, was allerdings für Brown nicht ganz schmerzfrei abläuft.
Definitiv einer der besseren früheren Italowestern, auch wenn man Tessari eine gewisse Unausgewogenheit vorwerfen muss. So stehen hier Szenen voller Rührseligkeit und kitschiger Romantik neben unlogischen dramaturgischen Wendungen und übertriebener „James Bond“-Action, bei denen Brown zum unverletzlichen Supermann wird, was gerade beim Finale der Fall ist.
Psychologische Glaubwürdigkeit ist Tessaris Ding zwar nicht, dafür hebt sich RINGO KOMMT ZURÜCK alleine durch seine sorgfältige Inszenierung deutlich vom Bodensatz des Genres ab. Der charismatische Giuliano Gemma ist sowieso schon die halbe Miete, Morricone sorgt für die richtige musikalische Atmosphäre und auch in den Nebenrollen können Fernando Sancho, wie auch in EINE PISTOLE FÜR RINGO als schmieriger mexikanischer Bandit im Einsatz, und die schnuckelige Lorella De Luca, bis zu dessen Tod im Jahr 1994 mit Tessari liiert, schauspielerische Akzente setzen.
Auf meine persönliche Italowestern-Klassiker-Liste kommt RINGO KOMMT ZURÜCK zwar nicht, seine Momente besitzt er aber auf jeden Fall. Ähnlich wie bei EINE PISTOLE FÜR RINGO war hier nur „keine Jugendfreigabe“ drin, so richtig nachvollziehen kann man es aufgrund des zahmen Härtegrades nicht.
Zumindest liegt der Film jetzt endlich mal ungeschnitten und in guter Qualität vor, was bei der glücklicherweise nicht mehr erhältlichen miesen DVD von Carol Media nicht der Fall war. Als Extras gibt es den Trailer und ein extra produziertes, knapp halbstündiges Feature mit Lorella De Luca und Kameramann Sergio D’Offizi.
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #83 April/Mai 2009 und Thomas Kerpen