Sollte man da etwa was verpasst haben? Die WILDHEARTS gehören schon seit Anfang der 90er zu einer der Heavyrock- Institutionen Englands und können mit einigen Top 20-Hits aufwarten. Allerdings verlor Mitte der 90er ihr damaliger Major-Partner EastWest das Interesse an ihnen. Angeführt von Sänger/Gitarrist Ginger (Ex-QUIREBOYS, Ex-THROBS), einem Veteranen der Londoner Glam-Rock-Szene, nahm man 1992 die erste Platte auf. „Wildhearts Must Be Destroyed“ ist ihr Comeback-Album aus dem letzten Jahr, das jetzt auch hierzulande veröffentlicht wurde. Verlernt haben sie jedenfalls nichts, ihre Kombination aus CHEAP TRICK Pop-Attitüde und METALLICA-Härte funktioniert immer noch bestens, aber ersteres scheint bei diesem Album ganz klar zu dominieren, vielleicht hat man einfach zu sehr auf die Charts-Kompatibilität der Songs geachtet. Spaß macht der Eskapismus dieser Platte aber auf jeden Fall.
Erst die in diesem Jahre erschienene Platte auf Gearhead liefert allerdings die WILDHEARTS, die wahrscheinlich viele Fans auf "Wildhearts Must Be Destroyed" vermisst haben. Hier ist jeder Song erst mal vor allem derber, kraftvoller Hardrock, in den dann elegant die melodischen Momente eingebaut werden, die diese Band erst so charakteristisch gemacht haben.
Sechs Songs stammen allerdings von der nur in Japan erschienenen "Riff After Riff After Motherfucking Riff"-EP von 2002, aber was soll's, dafür sind die anderen sieben tatsächlich neu. Schön, dass es die WILDHEARTS mit ihrer fest verankerten unwiderstehlichen Party-Mentalität wieder gibt, die im Gegensatz zu Pfeifen wie THE DARKNESS keine billigen Poser-Typen sind, die jemand speziell für MTV am Reißbrett entworfen hat, ganz zu schweigen von Pennern wie Andrew W.K., die wirklich vollkommen überflüssig sind.
Zumal die WILDHEARTS dabei einen durchaus ironischen Umgang mit gewissen Heavyrock-Klischees pflegen, ohne dass sie dadurch zu einer Comedy-Truppe würden. Letztendlich ist halt alles doch nur Rock'n'Roll, aber so gut wie die WILDHEARTS muss man es erst mal hinbekommen.
(08/10)
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #55 Juni/Juli/August 2004 und Thomas Kerpen
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