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ANTIFA

Richard Rohrmoser

Wenn 2022 ein zeithistorisches Buch aufgelegt wird mit dem Titel „Antifa“, dann sollte im davon angesprochenen Rezipient:innenkreis die Frage gestellt werden, worin der „inhaltliche Mehrwert“ des Produkts bestehe, das da „nachgelegt“ werde. 2021 hatten nämlich unzählige Gruppen, Organisationen, Vereinigungen, Initiativen, Periodika der hundertjährigen Geschichte der „sozialen Bewegung“ Antifa gedacht, die mit den italienischen „Arditi del Popolo“ ihren Anfang nahm: diese „Kühnen der Bevölkerung“ sollten ab 1921 die als links geltenden Milieus militärisch gegen die Angriffe der faschistischen Kampfbünde verteidigen. Hier in Heidelberg zum Beispiel fand die Veranstaltung „100 Jahre ANTIFA“ der Antifa-Initiative statt, auf der „die Geschichte und Kontinuitäten antifaschistischer Kämpfe von 1921 bis heute“ beleuchtet wurden. Zunächst ist der zusätzliche Nutzen“dieser Veröffentlichung also nicht zu erkennen. Rohrmoser unternimmt dann aber den durchaus bemerkenswerten Versuch, die Entwicklung der Antifaschistischen Aktion nicht weltweit, sondern ausschließlich für die Weimarer Republik, für das NS-Terrorregime, für die BRD, für die DDR komplett und vor allem kompakt nachzuzeichnen. Nach dem Zweiten Weltkrieg kommt er von der Vorstellung der wichtigsten „traditionellen“ antifaschistischen Akteur:innen zu jener der „autonomen“. Die Autonome Antifa nimmt dann über die Hälfte des Buchs ein (ab S. 77). Das Wichtigste ist, dass seine Studie in Kapitel 4 der wehrhaft-demokratischen Extremismustheorie eine klare Absage erteilt. Als Einstieg in die Materie nicht das Falscheste. Leider fehlt ein Literaturverzeichnis.