Schon mal von Kamikaze-Blumen gehört? Oder von Samenbomben? Solch kriegerisches Vokabular stammt ausgerechnet von einer der sanftmütigsten Bewegungen, die man sich vorstellen kann: dem Guerilla Gardening.
Guerilla-Gärtner sind Menschen, die Land bebauen, das ihnen nicht gehört, um Orte zu verschönern, um die sich niemand schert: Verkehrsinseln, Brachflächen oder verwahrloste öffentliche Aschenbecher.
Das ist zwar irgendwie illegal, wird aber andererseits kaum je geahndet. Richard Reynolds aus London ist so einer, der mit Leidenschaft illegal gärtnert, und obendrein ist er wohl der weltweit bekannteste seiner Art.
Sein Buch hat er dreigeteilt. Der erste Teil beleuchtet die Geschichte, die Ideologie und wartet mit zahlreichen Anekdoten und Erfahrungsberichten auf. Der dritte Teil erfreut mit Fotos, die Reynolds teils selbst geschossen hat, teils von Verbündeten aus aller Welt stammen.
Im zweiten Teil wird es spannend für alle, die selbst ihren grünen Daumen anlegen wollen. Hier gibt’s Tipps, welche Pflanze sich für welches Vorhaben eignet; welche Ausrüstung man braucht; wie man auf seine Aktionen aufmerksam macht; und nicht zuletzt, wie man mit Polizisten und anderen aufdringlichen Passanten verfährt.
Die vielen Verweise auf „echten“ Guerillakampf inklusive martialischer Wortwahl erstaunen ein wenig, das botanische Hintergrundwissen überfordert hingegen nicht, aber an der Spritzigkeit beim Erzählen muss Richards noch feilen.
Dennoch bezieht sein „botanisches Manifest“ eine Menge Spannung aus der Vorstellung, selbst loszuziehen und eine blumige Revolution zu starten. Man muss ja nicht gleich, wie Che, Leute killen, um für eine gute Sache einzutreten.
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #88 Februar/März 2010 und Christian Meiners