Wer womöglich schon mal gerätselt hat, ob diese 1976 im schottischen Edinburgh gegründete Band nun THE REZILLOS oder THE REVILLOS heißt und was die beiden Bands miteinander zu tun haben, kann folgende Erklärung bekommen: Zuerst hieß die Band, die sich wohl weniger als Punkband denn als „New Wave beat group“ verstand, THE REZILLOS. Dann, ab 1979, in einer Neuauflage, hieß sie THE REVILLOS, wobei Hauptsongwriter Jo Callis bei der Neugründung nicht dabei war, sondern „nur“ Fay Fife und Eugene Reynolds, die aber die beiden Stimmen der REZILLOS gewesen waren. Anfänger in Sachen REZILLOS sollten zur Einstimmung zu „Flying Saucer Attack: The Complete Recordings 1977-1979“ greifen. Callis, der in den Achtzigern bei THE HUMAN LEAGUE spielte, war dann erst von 2001 bis 2010 bei der Reunion wieder an Bord, wie Fay und Eugene auch, die nach dessen erneutem Ausstieg abermals ohne ihn weitermachten. Die Bandgeschichte freilich im Detail zu erfassen, wie auch die Unmengen an beteiligten Musikern, fällt selbst anhand des umfassenden Wikipedia-Eintrags nicht leicht. Musikalisch ging es 1979 mit den REVILLOS da weiter, wo die REZILLOS am besten gewesen waren: in Sachen supersweetem Beat-Pop nämlich, mit as much Kitsch und Bubblegum as possible, Popkultur und ihr selbstreferenzielles Zitieren at it’s best. Das Artwork war grellbunt und comichaft, die Kostüme sahen aus wie eine Mischung aus Raumfahrer und Neunziger-Technomode, alles wirkte so großartig artifiziell, wie es eben nur wirken kann, wenn man auch die entsprechende hyperperfekt produzierte Popmusik spielt. Aus dem Grund kann man es verstehen, wenn jemand, der den Pop-Anteil bei Pop-Punk nur bis zu maximal 50% zu tolerieren bereit ist, hier „raus“ ist, denn immer wieder sind die Nummern zu sehr Pop und zu wenig Punk. Damaged Goods hatte sich 2019 sich angesichts von für 2020 geplanten Konzerten der Rest-REVILLOS daran gemacht, das musikalische Erbe der Band weiter aufzuarbeiten. Dazu wurde die seit zehn Jahren nicht mehr erhältliche und ursprünglich 1996 erschienene Compilation „From The Freezer“ neu aufgelegt, als CD-Digipak mit reich bebildertem Booklet. Ergänzt wurde diese um die Raritätensammlung „Compendium Of Weird“. Cherry Red legt nun mit „Stratoplay – The Box Set“ nach, und so beeindruckend diese 140 Songs umfassende 6CD-Box auch ist, ich frage mich ja, ob es wirklich weltweit so viele Fans gibt, die alles kaufen und das auch noch in der womöglich dritten Version. Hauptbestandteil hier sind das 1980er Album „Rev Up“ sowie „Attack!“ von 1982, das ergänzt wird um dessen Version von 2002. Dazu kommen Peel-Sessions, Live-Aufnahmen (1981 und 1996) und ein dickes Booklet mit Hintergrundinfos.
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #147 Dezember/Januar 2019 und Joachim Hiller
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #151 August/September 2020 und Joachim Hiller