VERTEUFELTER HEAVY METAL

Reto Wehrli

„Eine Zensur findet nicht statt“ heißt es in Artikel 5 im Grundgesetz für die Bundesrepublik Deutschland, mit der direkt folgenden Einschränkung der Meinungsrechte im Sinne der „... gesetzlichen Bestimmungen zum Schutze der Jugend ...“.

Dass ein angeblicher Jugendschutz vor allem im westlichen Kulturkreis den gerade aktuell herrschenden Moralinstanzen dient, eine in ihrem Sinne „bessere“ Welt zu erzwingen, die morgige Gesellschaft schon in der Adoleszenz an ihre Regeln zu binden sowie erwachsene Menschen zu bevormunden, ist die Essenz dieser fundiert recherchierten Analyse des schweizerischen Psychologen Reto Wehrli, die jetzt in einer neu strukturierten Fassung vorliegt.

Der laut Wehrli eskapistische, aber nie revolutionäre Heavy Metal steht als oft gescholtenes Genre im Mittelpunkt seiner historischen, soziologischen und eben psychologischen Erläuterungen zum Wie und Warum einer Zensur, andere betroffene Populärmusik, sei es Punkrock, „normale“ Rockmusik oder sogar Charts-Pop, finden aber ebenso Erwähnung – vor allem religiöse Fundamentalisten finden an allem etwas zu mäkeln.

Wissenschaftliche Akribie schließt eine eigene Meinung aber nicht aus, gerade in den Rezensionen der Bücher, die „Teufelsmusik“ behandeln und den zig Fallbeispielen zu weltweit erfolgter Zensur macht Wehrli wortreich und eindringlich deutlich, was er von solchem „Jugendschutz“ hält.

„Die Zeit heilt nicht nur alle Wunden, sondern verändert vor allem die Wertmaßstäbe“, schreibt er am Beispiel der SEX PISTOLS und fasst damit in einem Satz die Sinnlosigkeit von Zensur zusammen.

Die wenigen Unsauberkeiten (DANZIG und Black Metal?) lässt man Wehrli da gerne durchgehen.