Es kommt zwar sehr selten vor, aber es gibt sie doch, die Platten, die zwar das Alternative Tentacles-Logo tragen, aber nicht zwingend in die Sammlung gehören. "Requiem" ist so ein Fall, und ich stelle mir schon die Frage, was Jello Biafra so außergewöhnlich an SKARP aus Seattle fand, dass er sie sich auf sein Label holte.
Nicht dass "Requiem" eine schlechte Platte wäre, sie krankt aber an einigen ganz wesentlichen Punkten. Selbsttötung ist das Thema, das sich durch alle größtenteils ganz ordentlichen, aber nicht begeisternden Songs auf "Requiem" zieht und musikalisch umgesetzt haben das die vier jungen Leute, die ihre Musik selbst als "Blackout Grind" bezeichnen, mit einer Mischung aus Grindcore, Black Metal und an NAUSEA erinnernden Crust.
Das funktioniert auch ganz gut, gerade die dem Black Metal entliehenen Gitarrenmelodien ergänzen sich wunderbar mit dem crustigen Riffing. Und auch das Schlagzeugspiel ist weit entfernt vom Crust-typischen Simpel-Gebolze, ist abwechslungsreich und versiert.
Leider haben SKARP hier allerdings den Fehler gemacht, der seit METALLICAs "St. Anger" keiner Band mehr passieren sollte: Niemals eine komplette Platte mit offener Snaredrum einspielen! Gerade bei den auf "Requiem" sehr häufigen Blastbeats klingt das einfach nur furchtbar.
Als ob man einen Metallstab in einer Blechdose mit Seitenkontakt rotieren lassen würde. Größtes Manko der Band ist aber der Gesang. Zwar kann Sängerin Renae Betts ganz ordentlich brüllen, schreien und grunzen, leider hört sich das aber nicht gut an.
Da ist einfach zu wenig Kraft in der Stimme, um zu überzeugen, wie der ganzen Platte eben der entscheidende Kick fehlt. Als Bonus zu den zehn Albumtracks gibt es noch fünf Songs von zwei älteren Singles, die SKARP noch etwas punkrockiger zeigen.
In ihren Anfangstagen war die Band nach eigener Aussage noch stark von CHOKING VICTIM beeinflusst (mit deren Nachfolgern LEFTÖVER CRACK teilt man ja auch die Liebe zum Musikstile mischen).
Die dort noch zu hörenden Ska-Parts haben SKARP zum Glück mittlerweile aufgegeben. (6)
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #62 Oktober/November 2005 und André Bohnensack