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RENFIELD

Aktuell zeigt André Øvredals „Die letzte Fahrt der Demeter“, wie man sich „Dracula“, Bram Stokers Klassiker der Schauerliteratur, oder anderen Vorbildern wie Friedrich Wilhelm Murnaus Stummfilm „Nosferatu“ mit Max Schrecks ikonischer Darstellung des Vampir-Grafen besser nicht annimmt. Zumal die Basis dafür eine nicht großartig vertiefte, randständige Episode in Stokers Roman liefert, die ihren Schrecken gerade dadurch erhält, dass man die genauen Ereignisse nicht kennt. Ganz sicher kein Material für einen zweistündigen Film mit schlechten Effekten. Dass man allerdings mit der nötigen Portion Frechheit aus der vermeintlich toxischen beziehungsweise dysfunktionalen Beziehung zwischen zwei Charakteren aus Stokers Roman eine prächtig funktionierende Horror-Komödie machen kann, zeigt indes Chris McKays „Renfield“, der inzwischen auf DVD und Blu-ray erschien, versehen mit interessanten unveröffentlichten Szenen. In Stokers Roman ist Renfield bekanntlich ein Fliegen und Spinnen verspeisender Gehilfe Draculas, der in einer Heilanstalt untergebracht ist. McKay verpflanzt Dracula und Renfield ins New Orleans der Jetztzeit und macht seinen Film zu einer Art Vampirversion von „Der Stadtneurotiker“. Der von Nicholas Hoult gespielte Renfield hat darin mit dem schwierigen Verhältnis zu seinem übergriffigen Vorgesetzten zu kämpfen und besucht deswegen Treffen einer Selbsthilfegruppe. Zwar hält McKays Film, der auch ein wenig an John Landis’ „Innocent Blood“ erinnert, diese satirische Ebene nicht bis zum Ende durch und ordnet sich den stereotypen Erfordernissen von Mainstreamkino unter, aber es macht schon alleine einen Riesenspaß, Nicolas Cages Verkörperung des Vampirgrafen beizuwohnen, dessen oft kritisiertes Overacting hier perfekt passt und der dafür eine eigene Serie mit ihm als Dracula verdient hätte.