Der Filmregisseur Karel Zeman gilt als einer der Begründer des tschechischen Animationsfilms, zu dessen herausragendsten Arbeiten seine von Jules Verne inspirierten Filme wie 1958 „Die Erfindung des Verderbens“ gehören, ein sogenannter Flachfigurenfilm, in dem nur wenige reale Elemente auftauchten, vergleichbar mit den Animationen von Terry Gilliam für Monty Python. Kürzlich erschien mit „Krabat“, basierend auf Otfried Preußlers gleichnamigem Roman, einer von Zemans letzten Filmen auf Blu-ray, bei dem ich meine Bedenken hatte, ob Preußlers düstere Auseinandersetzung mit dem Nationalsozialismus trotz ihres märchenhaftes Charakters noch kindgerecht sei. Definitiv an ein kindliches Publikum gerichtet war einer der frühen Langfilme von Zeman, „Reise in die Urzeit“, der jetzt ebenfalls in verbesserter Qualität das erste Mal auf Blu-ray erschien. Eine identisch ausgestattete DVD gibt es auch, ebenfalls mit einem Audiokommentar des wie immer sehr kompetenten Dr. Rolf Giesen und einigen Featurettes zu Zeman sowie zum Film versehen. „Reise in die Urzeit“ wirkt ein wenig, als seien Lolek und Bolek (im Doppelpack) in Arthur Conan Doyles „Die vergessene Welt“ geraten. Denn darin unternehmen vier Jungen mit einem Ruderboot eine Reise zurück in die Erdgeschichte, dessen Zugang eine Höhle ist, durch den ein Fluss fließt und sie zunächst in die letzte Eiszeit transportiert, gefolgt von anderen prähistorischen Welten. Das wirkt noch deutlich unplausibler als bei Doyle, besitzt aber als lebendiger Ersatz für einen Besuch des Naturkundemuseums einen hohen pädagogischen Wert, wie Zeman hier basierend auf Zdenek Burians Zeichnungen von prähistorischen Tieren die Entwicklungsgeschichte der Erde mit Stop-Motion-Effekten zum Leben erweckt, ohne dabei aber die Klasse von Ray Harryhausen oder Willis O’Brien zu erreichen.
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #175 August/September 2024 und Thomas Kerpen