Reinhold Friedl komponiert ausgehend von einer Klaviersonate von Domenico Scarlatti fließende Musik für eine Tanzchoreografie. Die Ursprünge dessen, was ZEITKRATZER unter der Leitung von Friedl spielen, gehen zurück aufs 18. Jahrhundert und beeinflussten bereits Johann Sebastian Bach. Scarlattis Musik als Ausgangspunkt für eine Tanz-Performance auszusuchen, könnte man also mindestens mal als unkonventionellen Schritt verbuchen. Allerdings können die Entwicklungen des 1997 von Friedl gegründeten Ensembles nicht vorausgesehen werden. Denn ihre Arbeiten mit Lou Reed oder Keiji Haino und ihre Bearbeitung von Werken von Karlheinz Stockhausen bis KRAFTWERK lassen praktisch alle zukünftigen Szenarien möglich erscheinen. Mit Klarinette und Flöten, zwei Kontrabässen, Geige und Viola, French Horn und Klavier sorgen ZEITKRATZER nicht nur dafür, dass die Tanzcompagnie Rubato neues, akustisches Material hat, das dem ernsthaften, emotionalen Profil dieser Formation ein musikalisch bedeutsames Gegenstück anbietet. Sondern dem Kollektiv aus Berlin gelingt es außerdem, ein mehrere Jahrhunderte altes Musikstück in die Moderne zu überführen, ohne einen Hauch von Vorgestrigkeit zuzulassen. ZEITKRATZER sind eine der experimentellsten Konstanten in der zeitgenössischen Klassik.
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #94 Februar/März 2011 und Carsten Vollmer
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #90 Juni/Juli 2010 und Carsten Vollmer
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© by Ox-Fanzine - Ausgabe #133 August/September 2017 und Carsten Vollmer
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