BERLINER MYTHEN

Reinhard Kleist

An 24 Schauplätzen spielen die 17 in diesem Band gesammelten Berliner Mythen, das mich ausschließlich in puncto Covergestaltung irgendwie an Hervé Bourhis’ kleine BEATLES-Buch erinnert. Ursprünglich von Michael Groenewald und Lutz Göllner erdacht, hat der inzwischen eigentlich eher auf Biografien spezialisierte Reinhard Kleist diese in und um Berlin kursierenden Legenden zu kurzweiligen Comic-Kurzgeschichten ausgearbeitet.

Diese sind zwar, bis auf eine Geschichte, alle bereits zwischen 2013 und 2015 im Berliner Stadtmagazin zitty erschienen, zusätzlich ist jetzt allerdings jedem Mythos eine kurze Fließtexteinleitung über Entstehungsgeschichte und Wahrheits-/Legendengehalt vorangestellt.

Leider ist die Reihe inzwischen einer Umstrukturierungsmaßnahme zum Opfer gefallen und wird nicht mehr fortgesetzt. Und das, obwohl die Berliner Mythen laut Göllner zu den erfolgreichsten zitty-Seiten überhaupt gehört haben.

Na ja, immerhin gibt es ja jetzt auch für Nicht-Berliner diesen Band, der bei entsprechendem Erfolg eventuell auch einen Nachfolger nach sich ziehen könnte. Denn unterhaltsam sind die von einem berlin-türkischen Taxifahrer namens Ozan erzählten Mythen schon, und weitere gibt es schließlich auch noch reichlich.

Inhaltlich in allen möglichen Zeiten zwischen dem 19. Jahrhundert, über den Zweiten Weltkrieg, den Kalten Krieg und der Gegenwart angesiedelt, liefern die vorliegenden Geschichten auf jeden Fall schon mal viel Stoff, um unreflektiert im Smalltalk weiterzutratschen.

Oder gleich die sorgsam kartierten Orte aufzusuchen. Gut mit prominenten Namen wie Marlene Dietrich, David Bowie und Iggy Pop bestückt, versteht sich. Urban legends at its best. Man hört sich bestimmt noch mal.