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REFUSED

War Music

Es ist immer das gleiche Problem: Über die Jahre hat sich die Welt ein Bild von einer Band gemacht, sie wird „larger than life“, ihre alten Alben werden zu Kultplatten (v)erklärt – und dann ist sie plötzlich wieder da.

Und so wie jemand, der bislang eine Fernbeziehung führte, beim Einzug des Traumpartners in die nun gemeinsame Wohnung feststellt, dass das zwar schön ist, man aber bisher ein idealisiertes Bild des anderen hatte, kann das ernüchternd sein.

Ungefähr so ging das nicht wenigen Leuten mit dem 2015 erschienenen „Freedom“-Album der seit 2012 wieder aktiven Schweden-Hardcore-Legende REFUSED. Rückblickend war dieses wohl der Versuch eines weiteren großen Wurfs à la „The Shape Of Punk To Come“, das erst verkannt und dann verkultet wurde.

Mit „Freedom“ wird das wohl eher nicht passieren, so ziemlich alle, die mit denen ich im Vorfeld von „War Music“ sprach, reagierten sinngemäß mit „Hm, das letzte Album war ja nicht so toll ...“.

Dennis Lyxzén, der wortgewaltige Kopf des Ganzen, wird das in seiner analytisch, strategisch denkenden Art schon früh erkannt haben, zwei Jahre zog sich der Entstehungsprozess von „War Music“ hin, und das Band-Sprachrohr analysiert das so: „Wir versuchen als REFUSED relevant zu bleiben und im Hier und Jetzt zu existieren und nicht in der Vergangenheit und über Nostalgie.

Klar wissen wir, welche unserer Platten die Leute besonders mögen, aber wir schreiben neue Musik, kreieren neue Kunst. Wir bewegen uns weiter und nicht zurück.“ Und so machte „War Music“ schon beim ersten Hören auf mich den Versuch eines Frontalangriffs: Textlich geht Dennis direkt, aber nicht stumpf in die Vollen, drischt nicht gerade Parolen, macht aber klar, dass er in einer (im wahrsten Sinne) brennenden Welt für klare politische Aussagen und scharfe Kritik am Status Quo steht und das auch schon zu einem Zeitpunkt der Albumproduktion so formulierte, als die Klimadiskussion nicht so intensiv war wie jetzt, zum Zeitpunkt der Veröffentlichung.

Auch musikalisch ist „War Music“ erfreulich direkt: dicke, bratige Gitarren, wuchtig wummerndes Schlagzeug, und Dennis’ Stimme neben melodiöseren Momenten immer wieder im Anpeitscher-Modus, in dem er mich an Mille von KREATOR erinnert.

„Klassischer“ Hardcore-Sound wie etwa zwischenzeitlich bei AC4 ist das nur hier und da, banaler Alternative Rock aber beileibe auch nicht. REFUSED 2019 wirken wie eine auf maximale Durchschlagskraft getrimmte Agit-Rock-Band, die auf den großen Bühnen funktionieren will, die durchaus subtile Momente hat, aber vor allem auch „ballern“ will.

Feingeistig ist das dann eher im Booklet, in den literarischen Zitaten, die Kontext herstellend zu jedem Song gereicht werden. Apropos: Mein Hit unter den gerade mal zehn Tracks ist „I wanna watch the world burn“ – und der erinnert mich an BEASTMILK.