Musikalisch ist diese Zusammenstellung von 15 Tondokumenten weder überragend noch etwas besonderes. Mit „Neue Elektronische Musik“ ist eigentlich schon alles gesagt und der geneigte, musikalisch vorgebildete Hörer weiß ganz genau, wohin die Reise geht.
Die Zeitreise geht zurück in die 50er und 60er Jahre, als Leute wie Karl Heinz Stockhausen oder Gottfried Michael Koenig mit einfachsten Mitteln elektronische Kompositionen schufen, und die waren meistens sehr reduziert, aus reinen Tönen und mit möglichst wenigen Effekten.
Spartanisch und minimal könnte man dazu auch sagen. Heute klingt das alles sehr altbacken und in der reizüberfluteten Gegenwart, mit ihren Millionen Möglichkeiten der Klangerzeugung, auch ein wenig gebrochen und ungewohnt für die Ohren.
Aber so etwas muss ja nicht schlecht sein! Nun, die meisten Kritiker werden sich eh auf Jan Jelineks Geschichte von und über Ursula Bogner stürzen und ich gebe ja auch zu, die ist so interessant, dass auch ich nicht darum herumkomme, sie hier kurz anzureißen: Jan Jelinek, selbst DJ und auch sonst elektrotechnisch sehr produktiv, traf auf einem Flug den Sohn von Ursula Bogner, die zu diesem Zeitpunkt schon verstorben war, welcher ihm erzählte, dass seine Mutter, im richtigen Leben tätig in der Pharmaindustrie und ansonsten biedere Hausfrau, in ihrer Freizeit dem Hobby „Elektronische Musik“ nachging und im Heimstudio mit diversen Synthies über Jahrzehnte fürs private Archiv produzierte.
Jelinek hielt Kontakt und tauchte in die Klangwelt einer schwer esoterisch angehauchten Frau ein, die fern ab von jeder Musikszene herumexperimentierte und noch nie den Drang hatte, etwas zu veröffentlichen.
Er war so überzeugt von der Musik, dass er ein Label gründete und als erste Produktion diese LP beziehungsweise CD präsentiert. Das Problem ist einfach, dass diese Geschichte und der rein private Lebenslauf wesentlich interessanter sind, als das hörbare Endergebnis.
Lässt man Jelineks begeisterte und etwas zu überschwänglich geratene Linernotes mal außer acht, wird Ursula Bogner auch weiterhin nur eine Fußnote in der Musikgeschichte bleiben, und mit dieser Veröffentlichung wurde, so wette ich, nur ein später schwer gesuchtes Sammlerstück produziert.
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #81 Dezember 2008/Januar 2009 und Carsten Vollmer