SUZY & LOS QUATTRO

Ready to go

Pop-Musik, zumindest wie ich sie verstehe und ich denke, da unterscheidet sich meine Meinung nicht wesentlich von der, der geneigten Leserschaft, hat in den letzten Jahren unter erschreckenden Mangelerscheinungen zu leiden.

Da wurde bereits in der oftmals schon vorentscheidenden Selbstfindungsphase versäumt den Bands die rechte musikalische Erziehung angedeihen zu lassen. Was für ein Jammer. Fehlen den meisten sogenannten Pop-Bands doch schlicht das große Song-Potential und der angemessene Energie-Pegel.

Es geht aber auch anders. Das Parade-Beispiel für ein konsequentes Beibehalten alter Werte und Traditionen und die damit einhergehende Umsetzung der elementaren Grundlagen hochwertiger Pop-Musik in einem zeitgemäßen Ambiente, kommt aus dem wunderbaren Barcelona und trägt den Namen SUZY & LOS QUATTRO.

Schon beim ersten Hören werden Erinnerungen an einige der aufregendsten Momente der Pop-Geschichte wach. Ich denke da an die beiden ersten BLONDIE-Alben, HOLLY & THE ITALIANS und den von Phil Spector produzierten RAMONES-Klassiker "End of the century".

Die perfekte Definition von Pop-Musik, wie sie in den späten Siebzigern und frühen Achtzigern in Vinyl gepresst wurde. SUZY & LOS QUATTRO pflegen das Vermächtnis dieser Bands und es ist ihnen mit "Ready to go" tatsächlich gelungen dort anzuknüpfen, wo nach besagten "fetten Jahren" lediglich ein tiefes schwarzes Loch geblieben ist.

Geradezu aufreizend gradlinig sind ihre Songs, reduzieren sich auf das Wesentliche, nämlich Eingängigkeit und Dynamik - Tugenden, die heute in Zeiten emotionaler Drahtseilakte in Sachen Pop-Verständnis fast verloren geglaubt schienen.

Hier trifft die Provokanz des Punk auf den entwaffnenden, unbekümmerten Charme des Pop. Zentrales Objekt der optischen, wie akustischen Begierde ist natürlich Frontfrau Suzy, deren unverkennbare, fordernde Stimme durch die famosen Arrangements der Band führt.

Immer wieder setzen sie auf die betörende Wirkung ausgefeilter Backing-Vocals, wie man sie von den BEACH BOYS, aber auch von aktuellen Bands wie den SURFIN' LUNGS und den TRAVOLTAS kennt, und garnieren damit den sowieso schon außergewöhnlichen Melodienreichtum ihrer Songs.

Neben den vielen herausragenden Eigenkompositionen wie "Lipstick in Japan", "Freak show" und "Love to love you" hat es mir ihre Version der alten GO-GO'S-Nummer "Vacation" besonders angetan, die der Genialität des Originals verdammt nahe kommt.

Pop in Chucks und Lederjacke. Einfach unwiderstehlich. (34:14) (09/10)