RAOUL SINIER

Late Statues

Der in Paris ansässige Raoul Sinier hat bereits seit gut zehn Jahren auf unterschiedlichen Labels elektronische Musik veröffentlicht, die in der Regel gleichzeitig originell als auch schrecklich konventionell war und dementsprechend recht durchwachsen.

Als Maler ist Sinier ebenfalls aktiv, und was der Franzose bisher in dieser Hinsicht auf die (digitale) Leinwand brachte – auf seiner Website gibt es dafür genügend Beispiele –, war oftmals deutlich spannender als seine Musik.

Mit „Late Statues“ ist ihm jetzt aber ein beindruckend schlüssiges Album gelungen, das weniger an zeitgemäßer Elektronik interessiert ist, sondern sich an den innovativeren und zeitloseren Momenten von Achtziger-Jahre-Synthpop orientiert.

Die schrägen Experimente von Dave Balls einzigem Soloalbum „In Strict Tempo“ nach der Auflösung von SOFT CELL kommen einem dabei etwa in den Sinn, ebenso wie der kühle Romantizismus eines John Foxx oder das eigenwillige Pop-Verständnis von KISSING THE PINK.

Sinier arbeitet dabei sehr geschickt mit mehreren sich überlagernden Soundschichten, bei denen sich Noise und Melodien in stetigem Wechsel an die Oberfläche kämpfen müssen. Wenn man so will, eine mächtige Industrial-Pop-Oper mit ausgeprägt symphonischen Charakter, der fast schon etwas beängstigend Sakrales innewohnt.