Q AND NOT U

Power LP/CD

Es ist mal wieder erstaunlich: Da veröffentlichen Q AND NOT U zwei wunderschöne Platten, natürlich auch auf Dischord, und so richtig interessieren tut das keinen, schon gar nicht die üblichen Trendblätter im Lande.

Und dann, plötzlich, tut man angesichts von "Power", als habe man eine unglaubliche Entdeckung gemacht. Schreit man da so laut vor Begeisterung, oder auch ein bisschen, weil man darüber hinwegtäuschen will, wie ignorant man bislang war ...? "Power" jedenfalls ist die logische Fortsetzung von "No Kill No Beep Beep" und "Different Damage", ein komplexer, sehr variationsreicher Beitrag zum immer wieder mit Überraschungen aufwartenden und längst noch nicht ausgereizten Genre "Disco-Punk", was ja an sich ein Oxymoron ist.

Aber sowas passiert, und Widersprüche, echte wie vermeintliche, sowie das Spiel mit ihnen macht eben Spaß. Der seltsame NoWave-Funk, der sich beispielsweise bei James Chance oder auch den frühen TALKING HEADS zeigte, trifft auch auf "Power" auf die komplexe Rhythmik, die FUGAZI seinerzeit in den Hardcore einführten, und zusammen mit behutsamem Elektronikeinsatz ist so einmal mehr ein herausragendes, in sich geschlossenes und doch von Song zu Song aufs Neue überraschendes Album entstanden.

Aufgenommen wurde "Power" fern der Heimat im Studio der Labelmates EL GUAPO, gemischt hat einmal mehr Don Zientara, der Studio-Gottvater der DC-Szene. "Power", das ist die wirklich gute, die dezente Variante dessen, was LE TIGRE mit ihrem neuen Album versucht haben.

(38:33) (09/10)