PSYCHOTISCHE REAKTIONEN UND HEISSE LUFT

Lester Bangs

„The point is that I have no idea what kind of a writer I am, except that I do know that I’m good and lots of people read whatever it is I do, and I like it that way.“ Das hat Lester Bangs einst über sich selbst gesagt, dennoch gilt er Vielen bis heute als der Inbegriff des „rock critic“, seine Arbeiten selbst sind schon längst Teil der Rock’n’Roll-Kultur und eventuell würde sich ein Heft wie das Ox ohne sein Vorbild tatsächlich eher lesen wie Die Zeit.

Der 1982 im Alter von 33 an einem Medikamenten-Cocktail gestorbene Bangs schrieb für Musik-Magazine wie Creem oder Rolling Stone (aber auch für Greg Shaws Prä-Punk-Fanzine „Who Put The Bomp“) und seine ganz eigene Vorgehensweise – „New Journalism“ und „Gonzo“ sind da die am häufigsten gebrauchten Begriffe – ließ ihn zu einer Art Kult-Figur im Rockbusiness werden.

Zweifelsfrei macht es auch einen Höllenspaß, Bangs’ gnadenlos subjektive Essays über Lou Reed, THE STOOGES oder THE CLASH zu lesen; unabdingbar ist da aber eine Beschäftigung mit den Originaltexten.

Bangs’ recht eigenwillige Sprache, seine Slang-Ausdrücke und Wortkreationen leiden ganz furchtbar unter jedem Versuch der Übersetzung, woran auch diese, ursprünglich 1987 von dem Bangs’ freundschaftlich verbundenen Journalisten Greil Marcus herausgegebene, jetzt erstmals in deutscher Sprache vorliegende Textsammlung krankt.