PHILIAE

Propaganda CD

Man sucht sich mit Google Earth die finsterste Ecke Hamburgs und findet mit PHILIAE eine Band, die sich nach eigenen Angaben inhaltlich "mit der Frage beschäftigt, was von einem übrig bleibt, wenn man nicht genau weiß, ob die eigene Existenz das eigene Ich widerspiegelt." Obacht: kollektives Stagediving im Adorno-Seminar.

Dass die Promotion als Referenzen unter anderem JOY DIVISION und PINK FLOYD anführt, mag man als humoreske Pointe identifizieren, wenn man vor lauter Dunkelheit den Wald nicht sieht, in dem man sich verlaufen hat.

"Propaganda" glänzt durchaus mit eingängigen und dunklen Gitarrengewittern (die DEFTONES und KATATONIA mögen hier Inspirationsquelle gewesen sein), die man vermutlich Industrial-Rock nennt.

Das Ganze reicht aber nur für die halbe Distanz und glänzt nicht wirklich durch Abwechslung. Ein gewisser anachronistischer Charme mag dem Umstand innewohnen, dass bei "This is the dawn of a new error" ein wenig MINISTRY-mäßig gesamplet wird ("Psalm 69" mag hier Pate gestanden haben), aber subsumierend hat PHILIAE mit dem Songtitel "We are the problem" ein wenig Selbsterkenntnis gezeigt.

Fieser Soundtrack für Heranwachsende. Wichtig in diesem Zusammenhang erscheint, dass der eingangs erwähnte Themenschwerpunkt einst in einer wesentlich existentielleren Form von dem großartigen Hamburger Musiker Tobias Gruben (CYAN REVUE, DIE ERDE, SOL) reflektiert wurde und in epochalen Songs wie "Leben den Lebenden" mündete.

Gruben verstarb 1996 an einer Überdosis Heroin. Man sollte dem Mann posthum ein würdiges Denkmal setzen. (54:45) (6)